GESAMTEINDRUCK: „3 Tage in Quiberon“ ist eine hochklassige Filmbiografie, der ein winziger Ausschnitt aus dem Leben von Romy Schneider genügt, um die Schauspielerin präzise zu porträtieren.
DIE STORY: Der auf realen Ereignissen basierende Film „3 Tage in Quiberon“ spielt 1981, knapp ein Jahr vor Romy Schneiders Tod, im Bretagne-Hafenstädtchen Quiberon. Romy (Marie Bäumer) hat dort in einem Fünf-Sterne-Hotel eingecheckt; ihre Jugendfreundin Hilde Fritsch (Birgit Minichmayr) kommt zu Besuch. Und dann reisen noch zwei Journalisten an: Der
Stern-Reporter Michael Jürgs (Robert Gwisdek) und der Fotograf Robert Lebeck (Charly Hübner). Ein Interview ist vereinbart. Der Routine-Termin entwickelt sich zu einem schmerzhaften Seelen-Striptease, in dem Romy Schneider alle Masken fallen lässt.
DIE STARS: Die Hamburgerin Marie Bäumer besitzt so große Ähnlichkeit mit Romy Schneider, dass man sie schon oft fragte, ob sie nicht einmal die Romy spielen wollte. Mit „3 Tage in Quiberon“ traf sie die ideale Wahl, um dies in die Tat umzusetzen.
Im Ensemble ist Bäumer umgeben von Darstellern der Extraklasse. Die Linzerin Birgit Minichmayr ist nicht nur ein Filmstar, sondern auch eine der führenden Bühnen-Schauspielerinnen deutscher Zunge. Charly Hübner (Robert Lebeck) zählt dank seiner Rolle als Rostocker Kommissar Alexander Bukow in „Polizeiruf 110“ zu den beliebtesten deutschen Fernseh-Stars. Robert Gwisdek (Michael Jürgs) wurde das Schauspiel-Talent in die Wiege gelegt: Seine Eltern sind Michael Gwisdek und Corinna Harfouch.
DIE KRITIK: „3 Tage in Quiberon“ ist ein hochklassiges Arthaus-Drama und zugleich der ideale Film für alle, die immer schon wissen wollten, welche seelischen Abgründe sich hinter der Glamour-Fassade eines Filmstars verbergen können.
Marie Bäumer führt die widersprüchlichen Facetten der berühmten Schauspielerin vor. Da ist zunächst die strahlende Diva, die Charme und gute Laune versprüht und die es gewohnt ist, dass man ihr jeden Wunsch von den Lippen abliest.
Binnen Sekunden kann diese Frau aber in schwere Depressionen und Selbstzweifel verfallen. In solchen Momenten verliert sie jede Souveränität und Selbstkontrolle. Dann werden die Zigaretten, die Tabletten und der Alkohol zu ihren besten Freunden, wobei sie qualmt wie ein Schlot und Wein oder Champagner nicht nur trinkt, sondern in sich hineinschüttet. Und, was für ihre wahren Freunde das Schlimmste ist: Romy kann in diesen Phasen zur Furie werden, die ihre Umwelt mit maßlos verletzenden Worten für Fehler verantwortlich macht, die sie selbst begangen hat.
Mit dem Bild der beneidenswerten Romy Schneider, die nach dem frühen Ruhm als „Sissi“ eine strahlende internationale Karriere hinlegte, hat das nicht viel zu tun. Aber es spricht viel dafür, dass dieses Porträt der Realität entspricht. Romy bezeichnet sich im Film selbst als „unglückliche Frau von 42 Jahren“.
Die Virtuosität, mit der Marie Bäumer das Porträt von Romy Schneider anlegt, wäre allein schon die Kinokarte wert. Doch Regisseurin Emily Atef hat ihrer Protagonistin hochklassige Sparringspartner zur Seite gestellt, die gleichfalls Großes leisten.
Da wäre zunächst Robert Gwisdek, der den Journalisten Michael Jürgs als gefährliches und rüpelhaftes Krokodil von einem Reporter anlegt (und dem es doch gelingt, Romy ihre intimsten Geheimnisse zu entlocken). Burgtheater-Star Birgit Minichmayr steigt als Freundin Hilde immer wieder voll auf die Bremse – sie versucht, den sprudelnden Redefluss von Romy Schneider einzudämmen.
Und dann ist da noch Charly Hübner als Fotograf Robert Ledeck, der einen Blick für brillante Bilder, aber auch für zarte Seelen hat. Er kennt Romy Schneider bereits, wenn die Story beginnt, und er wird im Zuge der „3 Tage in Quiberon“ auch zu ihrem Vertrauten, der einmal das Bett mit ihr teilt.
Die atemraubenden Romy-Porträts von Robert Ledeck, die 1981 zusammen mit dem Interview im
Stern erschienen, haben den visuellen Stil des Films geprägt. Der Wiener Kameramann Thomas W. Kiennast drehte „3 Tage in Quiberon“ in kühlem und zugleich elegantem Schwarz-Weiß.
IDEAL FÜR: Romy-Schneider-Fans, die eine Ahnung davon bekommen wollen, wie verletzlich und unsicher die berühmte Schauspielerin war.