GESAMTEINDRUCK: „25 km/h“ ist wunderbares Wohlfühlkino, das den Zuschauer auf eine herrlich entschleunigte Reise durch Deutschland mitnimmt.
DIE STORY: Die launige Komödie „25 km/h“ erzählt von zwei sehr unterschiedlichen Brüdern, Christian (Lars Eidinger) und Georg (Bjarne Mädel). Am Grab des Vaters sehen sie einander nach 30 Jahren wieder. Aus einer Schnapslaune heraus setzen sie einen Plan um, den sie schon als Jugendliche hatten: mit Mofas – und keinesfalls schneller als 25 km/h – vom Süden Deutschlands bis an die See zu fahren. Unterwegs wollen sie Dinge tun, die seinerzeit aus der Sicht von 15-Jährigen verrückt klangen: Sex haben, Arschbombe vom Zehn-Meter-Brett, sich besaufen. Aber macht das noch Sinn, wenn man mittlerweile in den Vierzigern ist?
DIE STARS: Was für eine Kombination! Lars Eidinger („Babylon Berlin“) als Business-Man, dem das Telefon am Ohr angewachsen scheint. Bjarne Mädel („Der Tatortreiniger“) als sein Bruder, der als Handwerker die Heimat nie verlassen und sich stattdessen um den Vater gekümmert hat. Wenn sich beide auf den Weg machen, um als Brüder wieder zueinander zu finden, hat man als Zuschauer den maximalen Spaß. Denn hier haben sich zwei Schauspieler gefunden, die einander nie die Szenen streitig machen. Sie ergänzen sich großartig.
Auf ihrer Reise stoßen für kurze Momente tolle Schauspieler dazu. Alexandra Maria Lara („Der Untergang“) und Franka Potente („Lola rennt“) werden vom Brüderpaar auf einem Fest unverschämt angebaggert („…ist hier der Tisch der Schützen-Königinnen?“). Wotan Wilke Möhring („Das Leben ist nichts für Feiglinge“) lässt den Proll beim Tischtennis-Spielen raushängen. Dazu kommen noch Sandra Hüller und Jella Haase und andere mehr.
DIE KRITIK: Wer sich mit „25 km/h“ durch die Lande bewegt und damit wohl nur einen Zacken schneller, als es die Seele kann, der wird - wenn alles gutgeht - sich selbst entdecken und feststellen, was in der Jugend falsch lief und was man in der zweiten Lebenshälfte besser machen könnte. Es ist eine absolut schöne Botschaft, mit der diese Komödie mit leicht tragischen Tönen um die Ecke kommt.
Christian (Lars Eidinger) und Georg (Bjarne Mädel) haben schon längere Zeit nichts mehr voneinander gehört. Christian ist als Manager ständig in der Welt unterwegs, während Georg im Schwäbischen beim Vater geblieben ist. Als der stirbt, reist Christian mal wieder in die Heimat. Kommt zu spät zur Beerdigung. Woraufhin ihn der Bruder erst einmal verkloppen will.
Alle Zeichen stehen auf Konfrontation. Aber: Zumindest in diesem einen Fall hilft der König Alkohol. Nachdem sich beide ordentlich die Kante gegeben haben, entdecken sie auf dem Dachboden eine alte Tischtennis-Platte und von unten angeklebt den Traum ihrer Jugendjahre: Eine Landkarte mit dem Ziel, einmal mit den Mofas aus dem Alltagsmief auszubrechen.
Da Christian und Georg der Moment günstig erscheint, schnappen sie sich ihre alten Mofas und fahren - in ihren Traueranzügen (was dem Ganzen eine wunderbar absurde Note gibt) - einfach los. Was dann passiert, kann man sich ungefähr denken.
Regisseur Markus Goller („Friedship“) hat mit diesem Film das Road Movie nicht neu erfunden. Aber das hat er wohl auch nicht vorgehabt. Er erinnert sich mit sehr viel Liebe daran, wie es war, als die Lebenszeit noch unendlich erschien. Welche Träume man damals für unverzichtbar hielt. Wie schwer es heute sein kann, diese Träume in die Realität umzusetzen. So sitzen die beiden Brüder irgendwann beim Griechen und wundern sich, wie man auf die - aus heutiger Sicht - absolut bescheuerte Idee kommen kann, alles essen zu wollen, was auf der Speisekarte angeboten wird.
Markus Goller hat einen heiteren Film gedreht, der nicht mit Schenkelklopf-Humor punktet. Es sind eher kleine Momente – etwa, wenn sich die Brüder in ihren Gesprächen wieder annähern oder wenn sie Anderen beweisen, dass sie früher mal sehr gut im Stepptanz waren. Viele schöne Begegnungen und die Musik der Achtziger, die natürlich nicht fehlen darf, machen „25 km/h“ zu einer sehr angenehmen Filmreise.
IDEAL FÜR: Nicht mehr ganz junge Kinogänger, die es mögen, mit Humor und auch ein wenig Wehmut auf die Jugend zurückzuschauen.