1001 Gramm

Das Maß aller Dinge wird vermessen


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Ankunft in Paris: Die Wissenschaftlerin Marie (Ane Dahl Torp) hat ihr kostbares Kilo dabei © Polyfilm
DIE STORY: „1001 Gramm“ ist eine schräge Komödie typisch nordischen Zuschnitts. Die Geschichte rankt sich um die norwegische Wissenschaftlerin Marie (Ane Dahl Torp), die am Institut für Gewicht und Maß arbeitet.
Eines Tages gerät das Leben der peniblen Frau durcheinander. Sie muss ihren plötzlich verstorbenen Vater in Paris auf einem Kilo-Kongress vertreten. Dort soll das norwegische Kilo neu vermessen werden. In Paris wartet allerdings mehr auf sie als nur trockene Mess-Kunde. Und am Ende gibt es eine der schönsten Badewannen-Liebesszenen aller Zeiten, die dem Zuschauer ein Lächeln aufs Gesicht zaubern dürfte, das noch lange nachhallt.
 
DIE STARS: gibt es auf der Leinwand nicht in diesem wunderbaren Film. „1001 Gramm“ ist ein Werk des schrulligen norwegischen Regisseurs Bent Hamer  - und wer  seinen Stil kennt, räumt ihm freiwillig einen Ehrenplatz in der Indie-Star-Galerie im Herzen frei.
Mühelos schafft es Hamer jedes Mal, Einblicke in Bereiche zu verschaffen, die man leicht übersehen könnte. Wie das Ausmessen von Häusern zwecks Wege-Optimierung in „Kitchen Stories“ oder die letzte Fahrt eines leidenschaftlichen Lokführers in „O`Horten“. Selbst „Factotum“, nach einer Erzählung des Sauf-Poeten Charles Bukowski, geriet großartig. Der Mann ist auf jeden Fall eine Entdeckung wert!!!        

Fachleute unter sich: Wissenschaftler bestaunen ein Gewicht © Polyfilm

DIE KRITIK: Jeder von uns hat damit täglich zu tun. Mit Metern und Zentimetern, Gramm und Kilogramm. Aber hat schon mal jemand einen Gedanken darauf verschwendet, wer eigentlich festlegt, wann ein Kilogramm genau eines ist und was passieren würde, wenn aus 1000 Gramm plötzlich die titelgebenden „1001 Gramm“ würden?
Zum Glück gibt es Regisseure wie Bent Hamer mit dem Hang zum Absonderlichen. In seiner herrlich präzise beobachteten Studie erzählt er von Gewichten – und von Marie (Ane Dahl Torp).
Die Norwegerin hat ein Faible für Maße und Zahlen. Der Job beim Institut für Gewicht und Maß – dort wird zum Beispiel das Ur-Kilogramm wie der Augapfel gehütet – macht ihr Spaß. Dort kümmert sie sich den ganzen Tag darum, wie exakt das Leben vermessen werden kann. Dieser  geordnete Alltag kommt durcheinander, als Marie mit dem norwegischen Ur-Kilo nach Paris fliegen und es dort erneut vermessen lassen muss.
Es wäre sicher ein Leichtes gewesen, sich über diese Ansammlung von Nerds lustig zu machen. Und es entbehrt auch nicht einer gewissen Komik, wenn die Messungen starten, wenn die Experten darüber streiten, ob das Kilo vor der Messung gewaschen werden soll oder nicht. Aber Bent Hamer macht sich nicht lustig.
Er schaut wie in all seinen wunderbaren Filmen mit einer gewissen kindlichen Neugier auf Marie und was ihr alles passiert. Natürlich begegnet ihr die Liebe. Aber diese Herzklopf-Momente stehen nicht permanent im Mittelpunkt. Marie lernt in Paris eine völlig neue Welt kennen und muss erkennen, dass die alte nicht einstürzt, wenn das Maß aller Dinge mal ein Gramm mehr wiegt. Sehr schönes und zutiefst poetisches Kino.                   
IDEAL FÜR: Kinogänger, die nach Perlen abseits des Mainstream suchen. Für alle, die sich mal wieder wundern wollen, aus welch abwegigen Ideen zauberhafte Filme entstehen.






Trailer
LÄNGE: 90 min
PRODUKTION: Norwegen / Deutschland / Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 27.03.2015
REGIE:  Bent Hamer
GENRE: Komödie


BESETZUNG
Ane Dahl Torp: Marie
Laurent Stocker: Pi