Brigitte Bierlein (Bundeskanzlerin)
„Ich habe an diesen Ort, das Gartenbau-Kino, besondere Erinnerungen: Im Jahr 1960 habe ich hier den Film ,Windjammer‘ gesehen. Die Viennale bietet natürlich etwas mehr als nur die Gelegenheit, Filme zu bestaunen. Sie schafft ein Bewusstsein für höchste Filmkunst. Wir gewinnen einen anderen Blick auf uns selbst. Wir leben in einer Zeit der Polarisierung, wenn es um das vermeintlich Andere geht. Doch Demokratie bedeutet, andere Positionen zuzulassen. Dass sich junge Leute heute vermehrt für Politik interessieren, ist ein wichtiges Signal. Die Viennale wird heute mit dem französischen Film ,Porträt einer jungen Frau in Flammen‘ eröffnet. Er erzählt eine Geschichte aus dem 18. Jahrhundert, die die schwierigen Lebensbedingungen für Frauen in jener Zeit zeigt.“
Veronica Kaup-Hasler (Wiener Kulturstadträtin)
„Die Viennale ist ein wunderbares Festival des Sehens, des gemeinsamen Schaffens von Räumen. Sie ist ein Ort, an dem ein Blick auf die Welt gewagt wird; auf die Lebensbedingungen am Rande der Gesellschaft. Mit dem Blick des Widerspruchs ist sie ein Korrektiv dessen, was uns in den Medien als Normalität umgibt. Das Medium Film ist ein Widerständiges. Es trägt die Aufforderung in sich, zu einfache Sichtweisen abzulehnen. In diesem Jahr schärft die Viennale auch den Blick für weibliche Positionen, von Filmemacherinnen wie Angela Schanelec oder Louise Kolm-Fleck oder Sabine Derflinger, die eine Dokumentation über die Frauenpolitikerin Johanna Dohnal gedreht hat. Ich habe mir für die nächste Woche freigenommen und hoffe, dass ich möglichst viele Filme der Viennale sehen kann. Und ich hoffe, dass das Feuer des Festivals später weitergetragen wird durch guten Besuch der Arthaus-Kinos.“
Eva Sangiorgi (Viennale-Direktorin)
„Willkommen bei der Eröffnung der 57. Viennale. Ich bin wie im letzten Jahr überwältigt von der Atmosphäre und von diesem Anblick im Saal. Die Eröffnung des letzten Jahres stand im Zeichen der Erinnerung an den verstorbenen Hans Hurch, meinen Vorgänger als Viennale-Direktor. Dieses Jahr gedenken wir Eric Pleskow, der vor zwei Wochen starb, nachdem er mehr als 20 Jahre lang als Präsident der Viennale tätig gewesen war. Eric Pleskow hatte eine wichtige Stimme im politischen Leben Österreichs. Er war ein humorvoller, sarkastischer und leidenschaftlicher Mann. Und er hörte nie damit auf, seine politischen Ansichten auszudfrücken.
Die Filme der Viennale 2019 reflektieren den aktuellen Zustand unserer Welt, die sich rasch verändert. Nicht nur Brasiliens Urwald brennt – auch in Venezuela, Chile oder Ecuador lodert politisches Feuer. Von Hongkong über die Ukraine bis in die Türkei gibt es Besorgnis über die Bedrohungen für den Frieden. Das Kino ist eine Zeit- und Erinnerungsmaschine, und ein Instrument der Veränderung. Unsere Filme zeigen Licht und Schatten mit den Mitteln des Dramas, der Science-Fiction oder auch der Komödie. Der Film feiert jene, die sich auflehnen.“
Adèle Haenel (Hauptdarstellerin des Eröffnungsfilms „Porträt einer jungen Frau in Flammen“)
„Ich bin sehr glücklich darüber, Ihnen diesen Film heute zeigen zu können. Das Kino kann die Perspektive auf die Welt verändern, in diesem Fall durch eine Liebesgeschichte. Als Künstler haben wir die Verantwortung, immer neue Geschichten zu erzählen, die noch nie erzählt worden sind.“