„Im Kino des Grauens finden die Alpträume der Menschheit ihren direktesten filmischen Ausdruck“, schreibt das Filmmuseum über seine Reihe „Carnival of Souls“, die eine Zeit umspannt, in der die Welt reich war an realen Alpträumen. Die gezeigten Filme entstanden in den Jahren zwischen 1918 (dem Ende der Ersten Weltkriegs) und 1966 (der Epoche des Kalten Kriegs).
Freilich geht es im Film vorwiegend um andere Formen des Schreckens: „Das frühe Kino bediente sich bei den Schicksalsdramen und Geister-Erzählungen des 19. Jahrhunderts. Die Beschreibung Horrorfilm setzte sich erst durch, als mit Beginn des Tonfilms Monster wie Frankenstein (1931) oder King Kong (1933) ihre berühmtesten Leinwand-Auftritte feierten. Erst mit einem gewissen Respektabstand zu den realen Schrecken des Krieges kam die Horror-Produktion in den 1950er Jahren wieder in die Gänge, als die neue Dimension des Farbfilms eine zweite Hochblüte im Kino des Grauens auslöste. Nicht zuletzt dank Alfred Hitchcocks Welterfolg „Psycho“ (1960) war das Horrorkino nun endgültig im Mainstream gelandet und trieb dort seltsame Blüten.“
Das Filmmuseum zeigt bei seiner Horror-Show, die von „Die Presse“-Filmredakteur Christoph Huber kuratiert wird, 51 Produktionen. Das Spektrum, in der blumigen Sprache des Begleit-Texts: „Carnival of Souls offeriert ikonische Auftritte der großer Darsteller des Genres von Boris Karloff bis Vincent Price, würdigt die prägenden Zyklen von Lewton und Corman und setzt neben den zentralen Künstlern des Horrorfilms (von Tod Browning bis Terence Fisher) auch vernachlässigte Regisseure wie Roy William Neill und Mark Robson ins Recht. Abseits der kanonischen Werke vor allem aus dem angloamerikanischen Raum betont die Schau auch die internationale Dimension des Genres – und andere Traditionslinien: Die Stummfilme des Phantastischen Kinos hatten Erben wie Frank Wysbars Legendenfilm „Fährmann Maria“ (1936) im Deutschen Reich, „La Main du diable“ (1943) von Maurice Tourneur (Jacques Tourneurs Vater) im besetzten Frankreich und Edgar Nevilles „La torre de los siete jorobados“ (1944) in der Franco-Diktatur.“
Zu den aktuellen Vertretern des Horror-Genres gehört der Regisseur Joe Dante, der gruselwillige Zuschauer mit Kino-Hits wie „Piranha“ (1978), oder „Gremlins“ (1984) erfreute. Diese Filme zählen selbstverständlich zum Schwerpunkt eines Joe-Dante-Programms, das vom 27. September bis zum 13. Oktober im Filmmuseum läuft. Der Regisseur wird am ersten Tag der Retrospektive, die in Kooperation mit dem Slash Filmfestival (19. – 29. September im Filmcasino) läuft, persönlich in Wien erwartet.
Jerry Lewis, der Star der diesjährigen Viennale-Retrospektive (18. Oktober bis 24. November) im Filmmuseum, reist hingegen nicht nach Österreich. „Wir hätten ihn gern geholt, aber er ist mit seinen 87 Jahren in einem Alter, in dem er die Strapaze von Transatlantik-Reisen nicht mehr gern auf sich nimmt“, sagt Viennale-Direktor Hans Hurch. So lässt der Komödiant (Hurch: „Jerry Lewis ist in jeder Hinsicht eine faszinierende Figur des Kinos – viel mehr als ein Grimassenschneider“) seine Filme für sich sprechen. Die Retrospektive umfasst 30 Produktionen, von „Sailor Beware“ (1952) über „The Nutty Professor“ (1963) bis „The King of Comedy“ (1983).