Filmfest Cannes 2019

Zombies, Dramen und Österreich: Die Höhepunkte des Wettbewerbs

18.04.2019
von  Gunther Baumann
Agnès Varda hinter der Kamera bei einem Dreh im Jahr 1955: Das Cannes-Plakat 2019 © Festival de Cannes
90 Prozent des Programms für das Filmfest Cannes stehen fest – doch die größten Namen fehlen einstweilen. „Quentin Tarantino ist noch mit der Post Production von ,Once Upon A Time... In Hollywood‘ beschäftigt“, erfuhr man am 18. April in Paris. Cannes-Direktor Thierry Frémaux äußerte aber die Hoffnung, dass der Film mit Brad Pitt und Leonardo DiCaprio rechtzeitig zum Festival (14. – 25. Mai) fertig wird. 19 Filme, darunter Werke von Pedro Almodóvar, Jim Jarmusch und Ken Loach, wurden bisher in den Wettbewerb eingeladen. Zwei davon haben starken Österreich-Bezug: Die Wiener Regisseurin Jessica Hausner zeigt ihr Drama „Little Joe“. Und US-Regielegende Terrence Malick  kommt mit „A Hidden Life“ an die Cote d’Azur; seinem Film über den Fall des Kriegsdienst-Verweigerers Franz Jägerstätter. FilmClicks wirft einen Blick auf die potenziellen Höhepunkte im Rennen um die Goldene Palme. 

 
Pedro Almodóvar (Spanien): „Pain And Glory“
Darsteller: Antonio Banderas, Penélope Cruz
Antonio Banderas spielt in „Dolor y gloria“ (so der Originaltitel) einen alternden Filmregisseur, der über sein Leben und seine Laufbahn nachsinnt: Keine Frage, dass sich Pedro Almodóvar hier selbst porträtiert.
 
Jean Pierre & Luc Dardenne (Belgien): „Young Ahmed“
Darsteller: Idir Ben Addi, Olivier Bonnaud
Die Dardenne-Brüder, die mit ihren packenden Sozialdramen schon zwei Mal die Goldene Palme gewonnen haben (1999 für „Rosetta“ und 2005 für „Das Kind“)m schildern in „Young Ahmed“ die Story eines Schülers, der sich zunehmend religiös radikalisiert und der einen Mordanschlag auf einen Lehrer plant.
 
Arnaud Desplechin  (Frankreich): „Oh Mercy“
Darsteller: Léa Seydoux, Sara Forestier, Roschdy Zem, Antoine Reinartz
„Oh Mercy“ ist ein Thrillerdrama, das auf realen Ereignissen basiert. Zwei Polizisten ermitteln die Hintergründe des Mordes an einer alten Frau. Haben die beiden offenkundig drogenabhängigen Nachbarinnen des Opfers etwas mit dem Fall zu tun?
 
Xavier Dolan (Kanada): „Matthias & Maxime“
Darsteller: Harris Dickinson, Xavier Dolan, Anne Dorval
2014 war Kanadas Film-Wunderknabe Xavier Dolan, mittlerweile 30, regelrecht schockiert, als er für sein Drama „Mommy“ in Cannes statt der erhofften Goldenen Palme nur den Preis der Jury bekam. Nun tritt er mit „Mathias & Maxime“ wieder an, wobei einstweilen nur bekannt ist, dass der Film in Quebec spielt und von den Erlebnissen einer Gruppe von Endzwanzigern handelt.
 
Mit „Little Joe“ im Wettbewerb: Die Wiener Regisseurin Jessica Hausner © Stadtkino Verleih

Jessica Hausner (Österreich): „Little Joe“
Darsteller: Emily Beecham, Ben Whishaw,  Sebastian Hülk
Die Wiener Regisseurin Jessica Hausner („Lourdes“) hat „Little Joe“ mit Emily Beecham („28 Weeks Later“) und Ben Whishaw („Das Parfum“) in englischer Sprache gedreht. Emily Beecham spielt eine Forscherin und alleinerziehende Mutter, die eine genmanipulierte Pflanze entwickelt, die sie nach ihrem Sohn „Little Joe“ benennt. Die Pflanze löst allerdings bald unheimliche Reaktionen bei Menschen und Tieren aus…


 
Jim Jarmusch (USA): „The Dead Don’t Die“ (Eröffnungsfilm)
Darsteller: Bill Murray, Tilda Swinton, Chloé Sevigny, Adam Driver, Steve Buscemi, Tom Waits, Iggy Pop
Arthaus-Legende Jim Jarmusch betritt mit „The Dead Don’t Die“ das Genre der Zombie-Komödien: Die Toten eines Städtchens namens Centerville erheben sich eines Nachts aus ihren Gräbern und attackieren die Lebenden.
 
Ken Loach (Großbritannien): „Sorry We Missed You“
Darsteller: Kris Hitchen, Debbie Honeywood, Rhys Stone
Ken Loach kommt, wie könnte es bei diesem Filmemacher anders sein, mit einem Sozialdrama nach Cannes. In „Sorry We Missed You“ geht es um eine Familie, die durch die Folgen der globalen Finanzkrise aus der Bahn geworfen wird. Mit seinem letzten Film „I, Daniel Blake“ gewann Loach  2016 die Goldene Palme.
 
Terrence Malick (USA): „A Hidden Life“
Darsteller: August Diehl, Valerie Pachner, Bruno Ganz, Michael Nykvist, Tobias Moretti, Karl Markovics, Johannes Krisch, Sophie Rois
Kultregisseur Terrence Malick, der 2011 mit „The Tree Of Life“ die Goldene Palme eroberte, hat für „A Hidden Life“ ein österreichisches Thema ausgesucht. Der Film (ursprünglicher Titel: „Radegund“) behandelt den Fall des Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter, der 1943 von den Nazis hingerichtet wurde. Jägerstätter wird von August Diehl gespielt. Im Ensemble findet sich geballte Schauspiel-Prominenz aus Österreich. Auch die verstorbenen Stars Bruno Ganz und Michael Nykvist sind noch einmal zu sehen.
 
Ira Sachs (USA): „Frankie“

Darsteller: Isabelle Huppert, Marisa Tomei, Brendan Gleeson, Greg Kinnear
Isabelle Huppert spielt die Titelfigur der Frankie in einem erstklassig besetzten Drama, über dessen Story bisher nur wenig bekannt ist: „Es geht um drei Generationen einer Familie, die an einem Urlaubstag in Sintra, Portugal, mit einer Erfahrung konfrontiert werden, die ihr Leben verändert.“
 
Justine Triet (Frankreich): „Sibyl“
Darsteller: Virginie Efira, Adéle Exarchopoulos, Gaspard Ulliel, Sandra Hüller
„Sybil“ ist der seltene Fall einer Komödie im Wettbewerbs-Programm von Cannes. Virginie Efira spielt die Titelheldin, eine Psychotherapeutin, die eine Obsession für eine ihrer Patientinnen (Adéle Exarchopoulos aus „Blau ist eine warme Farbe“) entwickelt.
 
Außerdem im Wettbewerb:

Marco Bellocchio (Italien): „The Traitor“

Darsteller: Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Candido
 
Bong Joon Ho (Südkorea): „Parasite“
Darsteller: Song Kang Ho, Lee Sun Kyun
 
Diao Yinan (China): „The Wild Goose Lake“
Darsteller: Fan Liao, Hugh Hu, Lun-Mei Kwei
 
Mati Diop (Frankreich): „Atlantique“
Darsteller: Binta Sane, Amadou Am, Ibrahima Traore
 
Ladj Ly (Mali / Frankreich): „Les Misérables“
Darsteller: Damien Bonnard, Alexis Manenti, Djibril Zonga
 
Kleber Mendonca Filho & Juliano Dornelles (Brasilien): „Bacurau“
Darsteller: Udo Kier, Sonia Braga, Jonny Mars
 
Corneliu Porumboiu (Rumänien): „The Whistlers“
Darsteller: Vlad Ivanov, Catrinel Marlon, Rodica Lazar
 
Céline Sciamma (Frankreich): „Portrait de la jeune fille en feu“
Darsteller: Adèle Haenel, Valeria Golino, Noémie Merlant
 
Elia Suleiman (Israel): „It Must Be Heaven“
Darsteller: Ali Suliman, Elia Suleiman, Holden Wong