Komödie. „Es gibt zu wenig Komödien im Kino“, sagt der Wiener Produzent Helmut Grasser, dessen Filmhits – von „In 3 Tagen bist du tot“ bis „Das finstere Tal“ – gemeinhin keine Lachstürme auslösen. Doch das Projekt „Die Wunderübung“ begeisterte ihn sofort. „Dies ist ein enorm erfolgreiches Stück, das auch als Buch zum Bestseller wurde“, sagt er im FilmClicks-Interview. „Außerdem war es eine Super-Idee von Daniel Glattauer, eine Geschichte zum Thema Paartherapie zu machen.“
Regisseur Michael Kreihsl, der vor der „Wunderübung“ schon die Glattauer-Bestseller „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ fürs Theater aufbereitete, schwärmt ebenfalls über die Geschichte. „Ich dachte mir schon beim Lesen, dass dieses tolle Kammerstück auch prächtig für den Film geeignet ist.“
Echtzeit. Die Umsetzung ist freilich anspruchsvoll. „Die Wunderübung“ handelt in 90 Minuten Echtzeit von einem hoffnungslos zerstrittenen Paar, das in einer gemeinsamen Sitzung beim Therapeuten nach einem Heilmittel für seine kaputte Ehe sucht. Filmisch bedeutet das: Es gibt nur einen Schauplatz, die Therapiepraxis, und es gibt wenig Möglichkeiten, die Geschichte über Bilder statt über Dialoge zu erzählen. Die „Wunderübung“ ist eine Konversationskomödie.
Kreihsls Vorgangsweise: „Ich versuche, die Zuschauer in einen Sehnsuchtsraum hineinzuziehen. Dazu brauche ich keine großen Kameraflüge.“ Außerdem vertraut er dem renommierten Kameramann Wolfgang Thaler - und Glattauers Stück, das er für den Film bearbeitete: „Es hat mich gejuckt, etwas Komödiantisches, etwas Tragikomisches zu machen.“
Wimbledon. Fragt man Erwin Steinhauer, so ist das Konzept aufgegangen – was allein daran sichtbar wird, dass er für den Film ein echtes Opfer brachte: „Ich gebe Wimbledon her für diesen Film. Ich hatte Karten bis zum Halbfinale, doch ich habe meine Woche in London storniert, weil wir während des Turniers schon drehten.“
Als Ausgleich bekam Steinhauer eine Rolle, die „wahnsinnig witzig“ ist. Allerdings betritt er mit seinem Part Neuland: „Ich habe noch nie einen Therapeuten gespielt und ich war auch noch nie in Therapie.“ Was hält er davon, wenn Paare in einer Krisensituation professionelle Hilfe suchen? „Also, ich bin jetzt 65 – bei mir ist es schon zu spät. Aber ich habe großen Respekt vor Therapeuten. Ich glaube, dass sie vielen Paaren sehr dabei helfen können, nicht zu früh die Flinte ins Korn zu werfen.“
Aglaia Szyszkowitz stimmt Steinhauer zu: „Therapie ist großartig, eine wahnsinnige Chance!“ Denn, so meint die Grazerin aus München, die selbst seit 25 Jahren verheiratet ist: „Es ist nicht das Grundwesen des Menschen, 50 Jahre gemeinsam zu verbringen. Einerseits will man Geborgenheit, andererseits das Abenteuer. Das unter einen Hut zu bringen, ist total schwer.“
Abenteuer. Am Set von „Die Wunderübung“ erlebt Aglaia Szyszkowitz freilich Abenteuer und Geborgenheit zugleich. „Ich habe das Stück auf der Bühne 92 Mal gespielt, es ist eine Traumrolle, in der ich in jeder Szene eine andere Emotion zeigen kann. Zugleich ist es aber eine Herausforderung, den richtigen Ton für den Film zu finden.“
Denn auf der Bühne, Kenner wissen es, müssen Schauspieler viel mehr Gas geben als vor der Kamera. Eine kleine Geste, die im Theater kaum jemand bemerkt, kann im Film schon komplett überdreht wirken. Da ist es gut, mit Michael Kreihsl einen Regisseur zu haben, den alle Darsteller für seine Genauigkeit rühmen.
Produzent Helmut Grasser (Allegro Film) ist vom „Wunderübung“-Team jedenfalls begeistert: „Aglaia ist eine ideale Besetzung für die Rolle der Ehefrau, das war schon im Theater so. Erwin Steinhauer ist ein Filmviech; er bringt mit seiner Ironie und seinem leicht spöttischen Ton dem Therapeuten eine zusätzliche Dimension. Und für den Part des Ehemanns wollten wir einen virilen Darsteller haben, möglichst aus Deutschland, weil das gut zur Rolle passt und auch gut für den deutschen Markt ist. Da landeten wir fast automatisch bei Devid Striesow.“