Crossing Europe 2019

Der Abend der Preisträger

30.04.2019
von  Gunther Baumann
Gruppenbild: Die Gewinner und Juroren der Crossing Europe Awards 2019 © Thorwartl/subtext.at
Freude beim Filmfest Crossing Europe in Linz: Zu den 184 Filmvorstellungen und 22 Rahmenprogrammen kamen dieses Jahr knapp 24.000 Besucher – und damit um 1.000 Film-Interessierte mehr als im Jahr 2018. Ein besonderer Höhepunkt im Programm war am 29. April die Verleihung der Crossing Europe Awards, wo Geld- und Sachpreise im Wert von 30.000 Euro vergeben wurden. FilmClicks präsentiert die Gewinner. 
Bester Spielfilm: „The Man Who Surprised Everyone“ © Crossing Europe

Crossing Europe Competition – Spielfilm

Stifter: Linz Kultur & Land Oberösterreich Kultur
Dotation: 10.000 Euro
Hauptpreis:
Natasha Merkulova & Aleksey Chupov für „The Man Who Surprised Everyone“ (Russland / Estland / Frankreich)
Filmthema: Ein Forstverwalter aus der russischen Taiga, der mit seiner Frau und zwei Kindern ein ruhiges Familienleben führt, erhält eine Krebsdiagnose – verbunden mit der Prognose, dass er nur noch zwei Monate zu leben hat. In seiner Verzweiflung findet er zu einer neuen Identität. 
Die Jury: „Natasha Merkulova und Aleksey Chupov machen es möglich, den unvorhergesehen Beweisen Glauben zu schenken, dass ein Mann, der zu einer Frau transformiert, gleichzeitig Gewalt, die Gegensätze und die Vorstellung der Gesellschaft verkörpert – er/sie ist die politische und poetische Figur eines zeitgenössischen Märtyrers.“

Spezielle Erwähnungen:
Rosanne Pel für „Light As Feathers“ (Niederlande)
Zejhun Demirov als Hauptdarsteller in „Oray“ von Mehmet Akif Büyükatalay (Deutschland)

Publikumspreis für ein Drama aus Bulgarien: „Irina“ © Crossing Europe

Crossing Europe Audience Award – Spielfilm
Stifter: Crossing Europe, Ray Filmmagazin & Park Inn by Radisson Linz
Dotation: 1.000 Euro & Sachpreise
Gewinnerin: Nadejda Koseva für „Irina“ (Bulgarien)
Filmthema: Eine junge Frau steht nach mehreren großen Schicksalsschlägen vor der Aufgabe, möglichst rasch Geld zu verdienen, um für ihre Familie sorgen zu können. Sie entscheidet sich dazu, Leihmutter zu werden. Und muss nun mit den Gefühlen kämpfen, ein Leben entstehen zu lassen, von dem sie sich bald für immer trennen muss.
 
Beste Dokumentation: „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ © Crossing Europe

Crossing Europe Competition – Dokumentation
Stifter: gfk – Gesellschaft für Kulturpolitik OÖ
Dotation: 5.000 Euro
Haiuptpreis: Thomas Heise für „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ (Deutschland / Österreich)
Filmthema: Der Filmemacher Thomas Heise zeichnet anhand von Dokumenten aus seinem Archiv – Briefe, Fotografien, Schulaufsätze, Tagebuch-Eintragungen – die Geschichte seiner Familie über vier Generationen zwischen Wien, Dresden und Berlin nach.
Die Jury: „Eine in jeder Hinsicht unangepasste, dichte und herausragende Arbeit, der es auf virtuose Weise gelingt, uns zu entschleunigen und zeitgleich hellwache Konzentration herzustellen. Es entstehen kontemplative Zeit- und Bildräume, die kollektive und individuelle Erfahrungen des letzten Jahrhunderts erfahrbar machen.“

Spezielle Erwähnungen:
Nebojsa Slijepcevic für „Srbenka“ (Kroatien)
Anna Eborn für „Transnistra“ (Schweden / Dänemark / Belgien)
 
Der Siegerfilm in der Jugendschiene: „Consequences“ © Crossing Europe

YAAAS! Jugendschiene Competition
Stifter:
Crossing Europe
Dotation: 2.000 Euro
Gewinner: Darko Stante für „Consequences“ (Slowenien / Österreich)
Filmthema: Der 18-jährige Andrej wird zu einem Aufenthalt in einem Heim für straffällige Jugendliche verdonnert. Schnell erkennt er im sozialen Gefüge den Unterschied zwischen Freund und Feind und er versucht mit zweifelhaften Aktionen, Anschluss zu finden.
Die Jury: „Ein Film, der nicht nur sehr kritisch ist, sondern auch relevante Themen aufgreift. Er zeigt den Umgang mit Homosexualität in Slowenien, Gewalt und Drogen sowie die Konsequenzen eines schlechten Freundeskreises. Der brutale Umgang der Jugendlichen untereinander regt zum Nachdenken an.“
 
Local Artist Competition: „Bewegungen eines nahen Bergs“ © Crossing Europe

Crossing Europe Competition – Local Artist
Stifter: Land Oberösterreich Kultur (Geldpreis in Höhe von 5.000 Euro) / The Grand Post – Audio & Picture Post Produktion (Sachpreis in Höhe von 2.000 Euro)

Geldpreis: Sebastian Brameshuber für „Bewegungen eines nahen Bergs“ (Österreich)
Filmthema: Der neue Dokumentarfilm von Sebastian Brameshuber spielt in der Gegend von Eisenerz. Hier führt ein selbstgelernter Mechaniker einen Handel mit gebrauchten Autos und Einzelteilen zwischen Österreich und seiner alten Heimat Nigeria. 
Die Jury: „Der Film webt aus einer präzisen und konzentrierten Beobachtung eine vielschichtige Erzählung: von Menschen- und Warenbewegungen, von den ökonomischen und ökologischen Kreisläufen einer krisenhaften Industriearbeitsgesellschaft, und den mythischen Legenden, die sie befeuern. Dimensionen der Welt, die der Film in einem berührenden Portrait auf ein menschliches Maß bringt, in Bildern, die ihren Fokus an die Materialität unserer Gegenwart legen, und zugleich den Blick weiten für das, was jenseits ihrer Ränder liegt.“
 
Sachpreis: Joachim Iseni für „Fleischwochen“ (Österreich)
Filmthema: Der Film dokumentiert die Arbeiten auf einem Bauernhof, wo die alte Bäuerin mit ihrer Tochter Fleisch herstellt. Als die Tochter erkrankt, sind sich die beiden über die Zukunft des Hofs uneins. 
Die Jury: „Der Film erzählt von Tradition und Neuanfang, vom Preis des Konsums, dem Wert der Arbeit und davon, was dabei an Identität und Selbstbild auf dem Spiel steht. Joachim Iseni findet einen erfrischend eigensinnigen Weg, zwischen Tragik und Komik Einblicke in einen Arbeitsalltag mit dem Portrait einer Familie zu verbinden, die vor einer weitreichenden Entscheidung steht.”
 
Crossing Europe Innovative Award – Local Artist
Stifter: OÖ Kulturquartier
Dotation: 3.500 Euro
Gewinner: Nikki Schuster für „Animistica“ (Österreich / Deutschland / Mexiko)
Filmthema: „Animistica“ ist ein siebenminütiger Kurzfilm aus den Grenzbereichen des Horror-Genres.
Die Jury: „Nikki Schuster entwickelt einen Sog in ein infernalisches Paradies, dessen Bild und Geräuschwelten uns in den Bann geschlagen haben und noch lange nachwirken.“
 
Creative Region Music Video Award
Stifter: Creative Region Linz & Upper Austria
Dotation: 1.500 Euro
Gewinner: Dagmar Schürrer für „Fahrvergnügen – Chris Imler“ (Österreich / Deutschland)
Die Jury: „Kollisionen im Remix, düstere Sonnenblumenfelder im Himmel und pulsierende Abstraktion: ,Fahrvergnügen – Chris Imler‘ erzählt von Angstlust am Kontrollverlust, Dagmar Schürrer findet dafür eine Übertragung ins Visuelle, die Assoziationsräume verdichtet und den Beat weiterträgt.“




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