Hillary
Genre: Doku-Serie
Regie: Nanette Burstein (USA)
Stars: Hillary Clinton, Bill Clinton und jede Menge Politiker mehr
Berlinale- Premiere: Special Gala
Wenn Stars die Berlinale besuchen, dann dürfen sie auf jeden Fall mit richtig viel Applaus der Fans rechnen. Das war jetzt auch bei Hillary Clinton so. Der kleine Unterschied: Zum Besuch der US-Politikerin kamen auch die anderen an den Potsdamer Platz. Jene, die Hillary Clinton vorwerfen, sie hätte – je nach Lesart – sich kaufen lassen, sich selbst verkauft, auf der dunklen Seite der Macht platzgenommen. Neben dem Beifall waren auch Sprechchöre wie „Hillary to hell“ zu hören. Ihre Kritiker sind zahlreich.
Zum Glück hat Filmemacherin Nanette Burstein („Verrückt nach Dir“) in ihrer 252 Minuten dauernden Doku-Serie „Hillary“ nach sehr vielen Gesprächspartnern gesucht und auch kritische Stimmen gefunden. Lange nicht so viele, wie sie gern untergebracht hätte. So bekam sie eines Tages die Nummer des Republikaners Newt Gingrich in die Finger und rief ihn an. Seine Reaktion: „Eher ramme ich mir eine Nadel in den Augapfel, als in einer Doku etwas über diese Frau zu sagen!“ So Burstein im Interview mit FilmClicks. Man kann nicht eben sagen, dass in den USA, diesem großen und ehemals vorbildlichen Land, momentan ein respektvoller Umgang zwischen politischen Gegnern gepflegt wird.
„Hillary“ stellt beides vor: den Menschen Hillary und die Politikerin Clinton. Burstein hat um die 2.000 Stunden Material gesichtet. Bei einer öffentlichen Person wie Hillary Clinton ist sehr viel auch aus Kindheit und Jugend erhalten. Man sieht sie als junge Frau, wie sie Reden hält, die eher nach Aufbruch für Frauen klingen als nach der Zukunft an der Seite eines US-Präsidenten. Bill Clinton sieht man immer wieder. Beide reden respektvoll über ihre Ehe. Auch seine Affären mit anderen Frauen kommen zur Sprache.
Insgesamt sieben Tage lang hat Nanette Burstein mit Hillary Clinton gesprochen. Geplant war das Projekt als ein Film über die erste weibliche US-Präsidentin. Im Jahr 2015 begann Burstein mit den Dreharbeiten. Deshalb nimmt die Kampagne 2016 den meisten Raum im Film ein. Sehr häufig - für wenig Politikinteressierte vielleicht etwas zu viel - geht es in der Serie um ihren alten Parteigegner Bernie Sanders, gegen den sie ein ums andere Mal richtig austeilt.
„Hillary“ ist ein packendes Dokument der Zeitgeschichte. Hoffentlich finden sich in den nächsten Jahren noch viele Politiker bereit, in ähnlicher Form über ihren Werdegang zu sprechen und Einblicke zu bieten, die sonst verwehrt bleiben. Nanette Burstein könnte sich schon vorstellen, das wieder einmal zu machen: „Nur bei einem auf keinen Fall. Einen Film über Donald Trump würde ich nicht drehen. Man muss einen Menschen und die Ideale, für die er oder sie eintritt, auch ein wenig mögen. Und das ist bei diesem Menschen nun einmal überhaupt nicht der Fall!“
S
tart: Ab 8. März bei Sky zu sehen
Publikums-Chancen: Ordentlich
Gesamteindruck: Die detaillierte Doku-Serie über Leben und Karriere der Hillary Clinton ist nicht nur etwas für Politik-Interessierte.