Karl Markovics als Regisseur

Gott und die Superwelt

14.06.2014
von  Gunther Baumann
„Superwelt“: Karl Markovics (re.) mit Ulrike Beimpold (Hauptrolle) und Michael Bindlechner (Kamera) © Thimfilm/Dieter Nagl
Karl Markovics dreht wieder. Der Wiener Schauspiel-Star, der 2011 mit seinem Regie-Debüt „Atmen“ einen Hit landete, hat zum zweiten Mal auf dem Regie-Sessel Platz genommen. „Superwelt“ heißt sein neuer Film, der jetzt im Osten Österreichs entsteht. Der Plot: „Die Supermarkt-Angestellte Gabi Kovanda (gespielt von Ulrike Beimpold), Ende 40, führt ein Leben zwischen Familie und Beruf. Als sie eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt, geschieht etwas, das ihr Leben mit einem Schlag verändert. Es ist nichts zu sehen, nichts zu hören, und doch trifft es Gabi wie ein Blitz aus heiterem Himmel – die Begegnung mit Gott.“
Teurer Tag. Freitag, der 13. (Juni) im Burgenland. Auf der riesigen Freilichtbühne im Römersteinbruch St. Margarethen wird für die Sommerproduktion von „Aida“ geprobt. Doch an diesem Tag hat das Opern-Team um Regisseur Robert Dornhelm das Areal früh verlassen. Die Filmleute ziehen ein, mit drei riesigen Kränen, mit Schläuchen und jeder Menge Licht. Später, wenn es Abend ist, werden noch 300 Statisten hinzukommen. Produzent Dieter Pochlatko schaut dem Treiben gefasst ins Auge. „Dieser Tag kostet 100.000 Euro“, sagt er. Die aufwendigste Szene von Karl Markovics‘ neuem Kino-Drama „Superwelt“ steht gleich zu Beginn auf dem Drehplan.
 
Karl Markovics und Ulrike Beimpold mit den Produzenten Dieter (li.) und Jakob Pochlatko © Thimfilm/Dieter Nagl

Was wird gefilmt? „Es geht um einen Opernabend in St. Margarethen“, erläutert Pochlatko. „Gabi Kovanda, die Hauptfigur, bekam von ihrer Tochter ein Ticket geschenkt. Die Tribünen sind voll, doch ein Platz bleibt leer – jener von Gabi. Denn sie versucht, mit Gott in Kontakt zu treten.“ Was ihr eine heftige Dusche erspart: In der Filmszene zieht nämlich ein schwerer Gewittersturm auf.
 
Das letzte, was die Produktion beim Gewitter-Dreh brauchen könnte, ist ein echtes Gewitter. Das wäre zu unberechenbar. Da erzeugt man den Sturm lieber selbst. Mit Schläuchen wird eine Leitung gelegt, von einem Teich bis hinauf auf die Plattform eines Krans. Und die Leute oben am Kran spielen dann später die Regenmacher.
 
Finanzierung. „Karl Markovics war diese Szene wahnsinnig wichtig“, sagt Dieter Pochlatko, Chef der Wiener epo-Film. „Also haben wir in der Finanzierung darum gekämpft.“ Das Projekt steht finanziell auf einem soliden Fundament. „Superwelt“ kostet 2,5 Millionen Euro – für einen österreichischen Film ein sehr respektables, aber kein exorbitant teures Budget (in Hollywood-Dimensionen wär’s die Portokasse). Förderungen gibt’s unter anderem vom Österreichischen Film-Institut, vom ORF und von Landes-Töpfen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.
 
Natürlich wird „Superwelt“, da sei Karl Markovics vor, kein frommes Erbauungs-Traktat. „Man wird Gott nicht sehen und auch nicht hören“, sagt der Autor/Regisseur im FilmClicks-Gespräch (siehe Interview). „Man wird ihn aber durch die Hauptdarstellerin Ulrike Beimpold spüren.“ Glaubt Markovics persönlich, dass es Gott gibt? „Ich wünsche es mir“, sagt er. „Und ich schildere ihn im Film so, wie ich ihn mir wünsche: Dass er verzweifelt versucht, mit uns Verbindung aufzunehmen, um uns zu sagen, dass wir ihm nicht egal sind.“
 
Beimpold. Ulrike Beimpold ist begeistert von ihrer Rolle. Die Wienerin wurde schon mit 15 ans Burgtheater engagiert und wuchs rasch zu einem der Stars des Hauses heran. Zu ihren Spezialitäten zählten die Stücke österreichischer Autoren, von Nestroy bis Schnitzler. In den letzten Jahren hat sich die große Komödiantin verstärkt dem ernsten Fach zugewandt; mit einem bemerkenswerten Höhepunkt im letzten Winter: In „Zauberberg“, einer Folge der grandiosen TV-Thriller-Reihe „Spuren des Bösen“ von Regisseur Andreas Prochaska („Das finstere Tal“), porträtierte sie eine ehemalige Krankenpflegerin, die durch den Tod ihrer Tochter aus der Bahn geworfen wurde – mit furchterregenden Folgen.
 
Jetzt also spielt sie die Angestellte Gabi Kovanda, die in einem Supermarkt an der Kasse sitzt. Ulrike Beimpold: „Das ist eine im besten Sinne einfache Frau ohne Ups and Downs, die sich um ihre Familie und um das Essen kümmert und die nicht auf Sinnsuche ist. Die Begegnung mit Gott trifft sie völlig unvorbereitet.“
 
Die Beimpold schwärmt von dem Projekt. „Als ich vor dem Casting das Drehbuch bekam, schrieb ich Karl Markovics, dies sei eine Rolle, auf die man als Schauspielerin wartet. Der Dreh ist eine beglückende Reise.“
 
Für die Aufnahmen sind bis Juli 35 Drehtage angesetzt. Im Januar 2015 soll „Superwelt“ fertig sein. Produzent Dieter Pochlatko: „Damit wären wir allenfalls für die Berlinale bereit, aber auch für das Festival Cannes im Mai 2015.“
 
Ein internationaler Arthaus-Hit: Karl Markovics' Regie-Debütfilm „Atmen“ © Thimfilm

Cannes. In Cannes hatte 2011 Karl Markovics‘ Erstlingswerk „Atmen“ Premiere. Das Drama gewann dort den „Label Europa Cinema“-Preis und trat einen internationalen Siegeszug an, der zu mehr als 40 Festivals führte. In Österreich wurde „Atmen“ mit 95.000 Kino-Zuschauern ein Hit. Bei der Erstausstrahlung im ORF sahen 550.000 Menschen zu.
 
Solche Zahlen beeindrucken die Branche. Die Folge: Noch vor dem Drehbeginn von „Superwelt“ wurde bereits ein Weltvertrieb für den Film gefunden. Das renommierte Haus Films Distribution in Paris wird die internationale Vermarktung von Karl Markovics‘ zweiter Arbeit als Regisseur in die Hand nehmen. 
 




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Berlinale 2015
Zwei starke Filme auf der Berlinale stellten Österreich in den Fokus. Karl Markovics beweist in „Superwelt“, seiner zweiten Regie, seinen Status als fulminanter Filmemacher. Die Hollywood-Produktion  „Woman in Gold“ mit Helen Mirren und Ryan Reynolds behandelt den spektakulären Wiener Klimt-Restitutionsfall aus dem Jahr 2006.   Mehr...