Vin Diesel


„Bei unseren Stunts wird kaum getrickst"

25.05.2013
Interview:  Peter Beddies

Ein freundlicher Muskelmann: Wenn es um Actionfilme geht, ist Vin Diesel der Chef im Ring © Universal

Vin Diesel ist der Actionheld dieser Tage. Was früher Schwarzenegger, Stallone und van Damme waren, das ist er heute in einer Person. Er fährt rasant Auto, schlägt sich wacker mit den finstersten Schurken, lässt seinen Bizeps für die schönen Damen dieser Welt spielen. Und neuerdings, in Fast & Furious 6“, rettet er sogar die Welt.


FILMCLICKS: Viele Filmfreunde kennen Sie nur in Action-Rollen. Dabei wurde Ihnen von einer Filmlegende eine Filmkarriere in allen Genres vorhergesagt.
VIN DIESEL: Ja. Wahrscheinlich meinen Sie Steven Spielberg, der mir bei „Der Soldat James Ryan“ meinen ersten bezahlten Job als Schauspieler gegeben hat. Er sagte mir damals: „Vinnie, Du hast etwas ganz Besonderes. Wenn Du nichts falsch machst, wird aus Dir ein Großer der Branche“. Aber so wie meine Karriere gekommen ist, hat er sich das bestimmt nicht vorgestellt.
 
Was denkt Steven Spielberg über „Fast & Furious“?
Ha, gute Frage. Was würde Spielberg von dieser Reihe halten? Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich beim letzten Mal vergessen habe, nachzufragen.
 
Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?
Da hatte ich gerade mit Sidney Lumet einen Mafia-Film gedreht und er meinte nur: „Vinnie, Du verwirrst mich. Mit so einem Film hatte ich bei Dir nicht mehr gerechnet. Verwirre uns weiter, das ist sehr schön.“ Das war so ein tolles Kompliment, dass ich glatt vergessen hatte zu fragen, was er von meinen Actionfilmen denkt.
 
Spielberg sitzt dieses Jahr in Cannes der Jury vor. Cannes und das Filmfest dort ist nicht unbedingt ein Ort, den man mit Vin Diesel verbindet.
Aber ich war mal da. Habe dort vor vielen Jahren meine erste Regiearbeit vorgestellt. Sie kam sehr gut an und mir haben auch viele Freunde zugeredet, dass ich in der Richtung weitermachen soll. In Cannes hat es mir auch sehr gut gefallen.
 
Was hat Sie daran gehindert, Autorenfilmer zu werden?
Ganz einfach gesagt, war es das Leben. Der erste „Fast & Furious“-Film war ein gigantischer Erfolg. Aber keiner, mit dem irgendwer gerechnet hätte. Gleich danach gab es massenhaft Anfragen, so etwas in der Art erneut zu machen. Das Ganze war auch gut  bezahlt. Also habe ich bis heute weitergemacht.
 
Können Sie uns das Besondere an „Fast and Furious“ erklären? Die Serie ist ein sagenhafter Hit, obwohl das Konzept nicht unbedingt vor Originalität sprüht.
Zum einen bedient die Serie perfekt den Gedanken, mal abzuschalten und für zwei Stunden aber so richtig Spaß zu haben. Und dieser Spaß sieht ganz besonders aus, weil bei uns so wenig wie möglich getrickst wird.

Raue Männer und heiße Girls: Vin Diesel mit Michelle Rodriguez © Universal

 
Das heißt, Sie machen so viele Stunts wie möglich selbst?
Das ist richtig und es bereitet mittlerweile den Produzenten Sorgen. Die wollen meist auf Nummer Sicher gehen und ihre Stars schonen. Doch ich habe ein großes Problem. Wenn ich das Signal „Kamera läuft“ höre, bin ich nicht mehr von dieser Welt. Ich bin dann so auf die Arbeit konzentriert, dass mich nichts mehr stoppen kann. Das kann manchmal gefährlich sein. Aber die Menschen in den Kinos mögen es, wenn sie solche handverlesene Action ohne Computer zu sehen bekommen.
 
In „Fast & Furious 6“ wird es sehr persönlich. Paul Walkers Filmfrau bekommt ein Kind und von Ihnen kommt der Rat, bei der Geburt dabei zu sein. Im richtigen Leben war das anders herum, oder?
Genau. Paul hatte mir geraten, die Geburt meines Kindes nicht zu verpassen und ich durfte dann auch die Nabelschnur durchschneiden. Das sind Momente, die einen fürs Leben prägen. Das wollten wir unbedingt in einen der Filme mit einbauen. Hier hat es gepasst.
 
Wissen Sie schon, wie viele „Fast & Furious“-Filme es noch geben wird?
Keine Ahnung, aber die Reihe scheint sich nur sehr langsam abzunutzen. Momentan planen wir die Teile Sieben bis Neun. Mal sehen, was dann passieren wird. Genug Geschichten haben wir auf jeden Fall auf Lager. Und genügend Autos gibt es auch jedes Mal neu zu entdecken.
 
Wenn Sie an Ihre Arbeit mit Spielberg bei „Soldat Ryan“ zurückdenken, was ist Ihnen besonders in Erinnerung?
Dass ich die ganze Mannschaft komplett in Aufregung versetzt habe. Ich stamme aus sehr einfachen Verhältnissen. Besonders meine Mutter hat mich sehr geprägt. Vom ersten Geld, das ich beim „Soldaten James Ryan“ verdient habe, hat meine Mutter ein Flugticket von New York nach Irland bekommen, um mich beim Dreh zu besuchen.
 
Und wie ist die Aufregung entstanden?
Na ja, stellen Sie sich das vor. Der Jüngste am Set, zudem der mit dem wenigsten Geld, fliegt seine Mutter als Dankeschön für ein Wochenende ein. Was glauben Sie, was dann los war, als das bekannt wurde? Jeder, selbst die großen Stars in den Hauptrollen, konnten da nicht zurückstehen. Und so bekam die Produktion jedes Wochenende etwas mehr zu tun als üblich. Denn die Mütter und Väter mussten eingeflogen werden.