In „Fast & Furious 6“ kommen nicht nur PS-Protze, Panzer und andere Boliden zum Fahreinsatz. Ein besonderer Hingucker ist der betagte Ford Escort, in Himmelblau mit weißen Rennstreifen. Wir finden, diese Auswahl des Fuhrparks zeugt von Weitsicht. Mit einem Porsche oder einem Mustang kann schließlich jeder über den Highway brettern. Wahre Fahrkunst ist aber gefragt, wenn nur wenige Pferdestärken zur Verfügung stehen. Wir legen Vin Diesel & Co für „Fast & Furious 7“ fünf Auto-Legenden aus europäischer Fertigung ans Herz.
1. Citroen 2CV
Produktion 1949 – 1990, Zweizylinder-Boxermotor, 602 ccm, 28 PS
Wenn man in der Ente Vollgas gab, also so richtig Vollgas, dann konnte sie schon mal nahezu 130 Km/h erreichen. Vorausgesetzt, es ging ordentlich bergab, kilometerlang und möglichst ohne Kurven (für die Bergfahrt auf gleicher Strecke waren dann dritter Gang und Tempo 70 angesagt). Auch für haarige Haarnadel-Hindernisse wäre der 2CV ein nachgerade idealer Kandidat. Denn Kenner wissen: Die Ente konnte sich in der Kurve zwar schieflegen wie ein Segelboot kurz vorm Kentern, aber sie hätte jeden Elchtest der Welt bestanden. Dieses Auto fiel niemals um.
2. VW 1302
Produktion 1970 – 1972, Vierzylinder-Boxermotor, 1245 ccm, 44 PS
Der VW 1302, eine der moderneren Varianten des Käfer, wurde nur zwei Jahre lang gebaut. Das mag an seinem auch für damalige Verhältnisse sehr unmodernen Durst gelegen haben: Im winterlichen Stadtverkehr verputzte der 44-PS-Motor locker 15 Liter Super auf 100 Kilometer. Beim „Fast & Furious“-Einsatz wäre also darauf Bedacht zu nehmen, immer in Tankstellennähe zu bleiben. Außerdem könnte man schöne Innenaufnahmen drehen, wenn die legendäre Käfer-Blumenvase am Armaturenbrett befestigt wird. Siedende Spannung: Schafft es Vin Diesel, den Käfer
fast & furious zu bewegen, ohne dass das Wasser aus der Vase kippt?
3. Opel Kadett A
Produktion 1962 – 1965, Vierzylinder-Reihenmotor, 993 ccm, 48 PS
Den Baby-Opel gab’s auch als Kombi und Coupé, doch am wichtigsten war die Limousinen-Version mit Stufenheck. Denn die hatte hinter den Rücksitzen eine Hutablage. Und ohne Hut war ein Kadett-Fahrer, der Inbegriff des spießigen Automobilisten, einfach nicht vorstellbar. Eine Herausforderung für die Kostüm-Abteilung von „Fast & Furious“. Wenn Vin Diesel und Dwayne „The Rock“ Johnson, stolze Besitzer formschöner Polierte-Platte-Frisuren, in den Dienst-Kadett einsteigen: Sollen sie dann einen Gamsbarthut aufsetzen oder einen Stetson oder eine schlichte Kappe?
4. Fiat Nuova 500
Produktion 1957 – 1977, Zweizylinder-Reihenmotor, 479 ccm, 15 PS
Der kleine Fiat war aus dem Inventar der großen Zeit des italienischen Films nicht wegzudenken. Egal, ob Fellini, Rosselini oder Antonioni: Spielte der Film in Italien, gab’s irgendwann eine Szene, in der ein Fiat 500 durch die Landschaft tuckerte. Für die „Fast & Furious“-Verwendung wäre der Nuova 500 gleich aus zwei Gründen ein spezieller Fall. Erstens, weil ihm mit seinen 15 PS schon bei Tempo 90 die Puste ausging. Und zweitens, weil er mit Maßen von 1320 mm (Breite) und 1325 mm (Höhe) den Begriff Kleinwagen sehr wörtlich nahm. Kann es gelingen, die Hünen Diesel & Johnson in dieser Kajüte unfallfrei nebeneinander zu platzieren?
5. Renault 4
Produktion 1961 – 1992, Vierzylinder-Reihenmotor, 602 ccm, 21 PS
Der eckige Kombi, dessen reizloses Design einen eigenen Reiz ausübte, schaukelte jahrzehntelang unzählige Familien, Handwerker und Studenten gemächlich durch Europa. In der Zeit der Jugendrevolte ab 1968 wurde der R4 besonders beim Jungvolk beliebt. Anders als der VW Käfer mit seinen Luftauslässen hatte der Renault nämlich eine schöne, glatte Hecktür. Und die konnte man prächtig mit Pickerln aller Art bekleben, von „Atomkraft, nein Danke“ bis „Make Love, Not War“ (oder, damals auch sehr beliebt: „Make Love, Not Babies“). So ein prächtig bepickerlter Renault 4 würde den rauen Machos von „Fast & Furious“ die Gelegenheit schenken, einmal zu zeigen, dass auch in ihnen der alternative Geist des Aufbegehrens schlummert.
Gunther Baumann