The Hole In The Ground

Am Rande des Abgrunds


FilmClicks:
„The Hole In The Ground“: Sarah (Seána Kerslake) mit ihrem kleinen Sohn Chris (James Quinn Markey) © Savage
GESAMTEINDRUCK: Das Horror-Drama „The Hole In The Ground“ fängt ganz stark an als leiser atmosphärischer Grusel und endet leidet recht platt. 
 
DIE STORY: Sarah ist mit ihrem kleinen Sohn Chris an den Rand einer kleinen Stadt gezogen. Mitten im Wald entdeckt sie eines Tages das titelgebende „Hole In The Ground“. Ihr Sohn steht am Rande des Abgrunds und scheint fortan wie ausgewechselt. War er zuvor ein liebenswerter Chaot, so ist er nun nur noch freundlich und zuvorkommend. Sarah ist misstrauisch. Als sie entdeckt, dass ihr Junge heimlich Spinnen isst, die er zuvor verabscheut hat, ist sie sich sicher: Dieses Kind ist nicht ihr Junge! Aber wie kann man das beweisen, da Chris doch so lieb ist?!

Die Finnin Kati Outinen als durchgeknallte Nachbarin © Savage

DIE STARS: Wie viele andere Arthaus-Horrorfilme setzt auch „The Hole In The Ground“ auf Hintersinniges und Verschrobenes. Stars im eigentlichen Sinne sucht man vergebens. Wer sich im Werk des Kult-Finnen Aki Kaurismäki auskennt, wird sich freuen, Kati Outinen als völlig von Sinnen daherkommende Nachbarin wieder mal zu sehen. In der Hauptrolle glänzt die Irin Seána Kerslake als Sarah. Es wird nie erwähnt, welche Vorgeschichte sie hat. Aber die Qualen in ihrem Gesicht sprechen Bände. Und der junge James Quinn Markey vollbringt das Kunststück, dass man diesen Chris im einen Moment umarmen und in der nächsten Sekunde voller Panik vor ihm flüchten möchte. Selten ist man in den letzten Jahren im Kino beim Wort „Mami“ so zusammengezuckt.

Der Wald ist in diesem Film ein Ort des Schreckens © Savage

DIE KRITIK: Es tut sich was im Bereich des kulturvollen Horrors. Wo schon „Der Babadook“ und „Hereditary“ gepunktet haben, setzt nun auch „The Hole In The Ground“ an. Der Ire Lee Cronin macht in seinem Regiedebüt, das im Januar in Sundance ordentlich gehyped wurde, zu Beginn alles richtig. Er erzählt eine soghafte Geschichte, die mit einer wunderbaren Kamerafahrt über nicht enden wollende Wälder beginnt, bevor die Kamera auf dem Kopf stehen bleibt und jeder Zuschauer gewarnt ist, den nun folgenden Bildern nicht immer zu trauen.
Cronin stellt eine wahrscheinlich dysfunktionale Familie in den Mittelpunkt seiner unheimlichen Geschichte. Sarah ist mit ihrem Sohn Chris vor dem gewalttätigen Ehemann geflüchtet. Das wird nicht ausgesprochen. Sarahs nicht heilen wollende Wunde über dem Auge jedoch spricht Bände.
Sarah ist auf der Suche nach Ruhe. Deshalb der Umzug ins Nirgendwo. Aber ein Streit mit Söhnchen Chris, wo denn der Papa bitte bleibe, der doch in die Provinz folgen sollte, eskaliert. Chris rennt weg. Sarah folgt ihm. Mitten im Wald tut sich ein riesiger Abgrund auf. Bevor Sarah vermuten kann, dass ihr Sohn dort hineingefallen sein könnte, steht er hinter ihr und will nach Hause.
Von diesem Moment an soll nichts mehr so sein wie zuvor. Sarah vermutet, dass ihr Sohn das Schicksal eines Nachbarjungen geteilt haben könnte. Damals wurde kolportiert, der Knabe sei durch einen Wechselbalg (eine in Irland häufig erzählte Legende) ersetzt worden.
Ist auch Chris jetzt ein Anderer? Und wenn ja, wo ist dann der echte Chris? Sarah beginnt, ihren Sohn zu beobachten – und die Kamera beobachtet sie. Vielleicht hat ja auch Sarah den Verstand verloren und mit Chris ist alles in Ordnung. Über 70 Minuten hinweg hält Lee Cronin die Spannung ganz ausgezeichnet. Musik und Geräusche sowie überraschende Kamera-Perspektiven erzeugen eine dauerhaft lauernde Spannung.
Zum Ende hin vertraut der Debüt-Regisseur leider nicht mehr der Kraft seiner starken Ausgangs-Situation und seiner immens guten Schauspieler. Er schickt Sarah auf eine Reise ins geheimnisvolle Loch, zitiert mit der „Invasion Of The Body Snatchers“ ausführlich einen Horror-Klassiker und kommt schließlich mit einer Auflösung von der Stange um die Ecke, anstatt das Publikum bis zum Finale zu verstören.       
    
IDEAL FÜR: Alle, die das kulturvolle Erschrecken im Kino mögen und auf eine Lösung von Rätseln nicht verzichten wollen.






Trailer
LÄNGE: 91 min
PRODUKTION: Irland / Belgien / Finnland 2019
KINOSTART Ö: 03.05.2019
REGIE:  Lee Cronin
GENRE: Horror
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Seána Kerslake: Sarah O'Neill
James Quinn Markey: Chris O'Neill
Kati Outinen: Noreen Brady