GESAMTEINDRUCK: Das Thriller-Drama „Paranza – Der Clan der Kinder“ liefert einen eindringlichen Blick auf die Jugendabteilung der organisierten Kriminalität in Neapel: Eine schwer bewaffnete Teenager-Gang geht auf Raubzüge.
DIE STORY: Im Zentrum von „Paranza“ steht eine Clique von 15-jährigen Draufgängern aus Neapel, die in ihrem Stadtviertel die kriminelle Herrschaft über die Straße gewinnen wollen. Um die Altvorderen zu verdrängen, setzen sie automatische Waffen ein und schrecken auch vor Morden nicht zurück. Allerdings haben sie eines nicht bedacht: Wer andere angreift, muss mit Gegenangriffen rechnen. Die Chancen der Kids für ein langes Leben sind also nicht besonders hoch.
DIE STARS: Der italienische Autor Roberto Saviano wurde 2006 durch sein – später erfolgreich verfilmtes – Mafia-Buch „Gomorrha“ weltbekannt. „Paranza“ basiert auf seinem neuen Roman, der 2018 auf Deutsch unter dem Titel „Der Clan der Kinder" erschienen ist.
Ansonsten findet man bei dieser Produktion keine bekannten Namen. Regisseur Claudio Giovannesi (er inszenierte schon zwei Folgen der TV-Version von „Gomorrha“) wählte für die Hauptrollen der Teenager begabte Laien aus Neapel, die in dem Stadtviertel daheim sind, in denen der Film spielt.
DIE KRITIK: Das berühmte Zitat „Neapel sehen und sterben!“, das schon von Goethe verwendet wurde, bekommt in „Paranza – Der Clan der Kinder“ eine makabre Bedeutung. Denn hier geht’s um den Aufstieg junger Straftäter, dem zwangsläufig irgendwann der Abstieg folgen wird. Dann nämlich, wenn sich die Arrivierten von den schießwütigen Kids nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen. Was auf beiden Seiten letale Folgen haben kann.
Regisseur Claudio Giovannesi gibt dem Drama eine stimmige Grundierung aus Sozialdrama und Thriller. Er richtet den Fokus auf die anfangs noch halbwegs friedliche Gang des 15-jährigen Nicola (Francesoco Di Napoli) und seiner Kumpels. Der Junge lebt mit Bruder und Mutter in großer Armut. Als er zufällig Zeuge wird, wie Mafiosi in der Reinigung seiner Mutter Schutzgeld kassieren, ist das ein Schlüsselmoment. Nicola will selbst ans Geld. Und wenn es nicht auf ehrliche Weise geht, dann halt mit kriminellen Mitteln. Nicola und seine Jungs bilden ihre eigene Gang, die bald mit brutalen Überfällen Schrecken verbreitet.
Der Film schildert nun das Hin und Her zwischen arrivierten und jungen Gangstern. Bald haben die Kids mächtig viel Bares und Bling-Bling auf dem Tisch. Nicola und seine Freunde sind euphorisch – doch als Zuschauer ahnt man stets, dass ihre blutigen Aktionen direkt in den Abgrund führen werden. Was dann schlussendlich auch geschieht.
So wird das beklemmende Thrillerdrama „Paranza“ in Summe zum filmischen Mahnmal für eine verlorene Gruppe von Jugendlichen, denen es in den Armenvierteln von Neapel an den einfachsten Dingen mangelt. Zum Beispiel an der Aussicht auf einen Arbeitsplatz in einem richtigen Beruf. Alternativen zur kriminellen Laufbahn sind in der Welt, die hier geschildert wird, nicht zu finden.
IDEAL FÜR: Freunde von analytischen und realistischen Filmen – auch wenn der Realismus in diesem Fall schmerzt.