Nonna Mia!

Liebe, Betrug und eine tiefgekühlte Oma


FilmClicks:
„Nonna Mia!“: Zwischen Simone (Fabio De Luigi) und Claudia (Miriam Leone) geht's um Liebe und Betrug © Polyfilm
GESAMTEINDRUCK: „Nonna Mia!“ ist eine heitere, handwerklich jedoch erstaunlich altmodische Komödie über Finanzmoral. Steuerschwindel, Liebe und andere Verwicklungen im Italien von heute.
 
DIE STORY: Die Kunst-Restauratorin Claudia (Miriam Leone) steht vor der Pleite, weil der italienische Staat die Auszahlung eines Honorars von 160.000 Euro hinausschleppt. Ihre Ausgaben bestreitet Claudia mehr schlecht als recht von der Rente ihrer Oma (Barbara Bouchet). Als die Oma plötzlich stirbt, ist das nicht nur ein menschlicher, sondern auch ein finanzieller Verlust. In ihrer Not beschließt Claudia, die verblichene Nonna im Tiefkühlschrank schockzufrosten, um die Rentenzahlungen vorerst weiter zu lukrieren. Der Schwindel scheint aufzugehen. Doch dann verliebt sich ein gewisser  Simone (Fabio De Luigi) in die hübsche Claudia. Der Mann ist Steuerfahnder von Beruf…

Da lebt die Nonna noch: Barbara Bouchet befüllt die Tiefkühltruhe © Polyfilm

DIE STARS: Die Regisseure Giancarlo Fontana und Giuseppe Stasi versammelten für „Nonna Mia!“ ein prima Ensemble vor der Kamera, dessen Mitglieder allerdings – bis auf Sechziger-Jahre-Filmsternchen Barbara Bouchet in einer Altersrolle – bei uns weitgehend unbekannt sind. Miriam Leone spielte eine Hauptrolle in der auf Arte ausgestrahlten Krimi-Serie „Die Toten von Turin“.

Wenn die Finanzpolizei etwas finden will, dann wird die Finanzpolizei auch fündig © Polyfilm

DIE KRITIK: Der Anfang von „Nonna Mia!“ ist vielversprechend. In einer Kirche wird man Zeuge einer nicht ganz alltäglichen Trauung. Ein adretter junger Mann will eine sehr, sehr alte Dame ehelichen, die nur dank stetiger Sauerstoff-Versorgung am Leben bleibt. Und während der Pfarrer eine zunehmend zornige Predigt über die Ehe und die Liebe (zum Geld) hält, reißt er sich den Talar herunter und steht plötzlich in Uniform da: Achtung, Finanzpolizei! Der Bräutigam und seine zwei Begleiter, die exakt so aussehen, wie man sich Mafiosi vorstellt, werden festgenommen.
Auch die nächsten Szenen schauen nach einer richtig scharfen Satire aus. Da bekommt man mit galligem Humor vorgeführt, warum das Staatswesen in Italien zum Schaden vieler Bürger (und zum Profit der Korruptionisten) finanziell so beharrlich ächzt und stottert.
Nur ein einziger Italiener steht wie ein Fels in dieser Brandung des Betrugs: Das ist Simone (Fabio De Luigi), der schärfste Steuerfahnder von der Finanzpolizei. Doch dummerweise verhaftet der brave Mann einen bestechlichen Beamten ausgerechnet in jenem Moment, in welchem der Amtsträger den Scheck für die Restauratorin Claudia (Miriam Leone) unterschreiben will. So steht die junge Frau pekuniär mal wieder völlig blank da. Und aus purer Notwehr nimmt das Schicksal mit dem Rentenschwindel und der tiefgekühlten Oma seinen Lauf.
In Italien, wo „Nonna Mia!“ zum Publikums-Hit wurde, werden viele Zuschauer wohl mit einem wissenden und bitteren Lachen auf solche Pointen reagieren. Auch in unseren Breiten, wo der Tango Corrupti etwas diskreter getanzt wird, macht die Satire viel Spaß. Doch leider schlagen die Regisseure Giancarlo Fontana und Giuseppe Stasi bald eine scharfe Kurve ein. Die Finanz-Farce verliert an Schärfe. Statt dessen konzentrieren sie sich auf eine altbackene Love Story, in der es um die zarten Bande zwischen dem (privat sehr schüchternen) Steuerfahnder und der ratlosen Restauratorin geht.
Der zweite Teil von „Nonna Mia!“ ist zwar durchaus ganz nett, aber so verstaubt erzählt, dass man sich verwundert die Augen reibt. Von nun beobachtet man vorzugsweise Situationen, in denen Figuren auftauchen, die dort besser nicht auftauchen sollten. Und in denen diese Figuren zugleich versuchen, Dinge zu verheimlichen, die sich nicht verheimlichen lassen.
Da schleicht sich so ein Sechziger-Jahre-Gefühl in den Film ein. Von der Machart erinnert „Nonna Mia!“ dann an die putzigen Lustspiele aus jener lang vergangenen Zeit, die im Fernsehen gern im Nachmittagsprogramm gezeigt werden.
Doch wer weiß: Vielleicht ist dieser Patina-Effekt vom jungen Regie-Duo ja durchaus beabsichtigt. Wenn zum Schluss von „Nonna Mia!“ alle Missverständnisse aufgeklärt sind und die einsamen Herzen zueinander gefunden haben, dann bekommt man während des Abspanns den Pop-Evergreen „Happy Together“ von den Turtles serviert. Die US-Band stürmte mit diesem Ohrwurm 1967 die Hitparaden – vor 52 Jahren.
 
IDEAL FÜR: Freunde des italienischen Filmschaffens.
 






Trailer
LÄNGE: 99 min
PRODUKTION: Italien 2018
KINOSTART Ö: 02.08.2019
REGIE:  Giancarlo Fontana, Giuseppe Stasi
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Miriam Leone: Claudia
Fabio De Luigi: Simone
Barbara Bouchet: Nonna Birgit