GESAMTEINDRUCK: „Love, Simon“ ist eine sympathisch-berührende Coming-Of-Age-Geschichte um einen schwulen Teenager, die das Zeug hat, zum Klassiker zu werden.
DIE STORY: Simon (Nick Robinson) ist ein 17-Jähriger wie jeder andere. Wäre da nicht diese eine Sache, die er vor seinen Eltern und Freunden versteckt: Simon ist schwul. Als sich im Schul-Blog ein Gleichgesinnter namens „Blue“ meldet, fühlt er sich zum ersten Mal richtig verstanden. Die beiden tauschen sich über Wochen aus, Simon verliebt sich Hals über Kopf. Doch dann gerät der Chat in fremde Hände. Ein Schulkollege droht, Simon zu outen – und „Blue“ verschwindet plötzlich von der Bildfläche.
DIE STARS: Hauptdarsteller Nick Robinson kennt man aus dem Dino-Hit
„Jurassic World“ (2015) und der Independent-Komödie „Kings Of Summer“. Seine beste Freundin im Film, Katherine Langford, sicherte sich mit der kontroversen Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ ihre erste Golden Globe-Nominierung. Jennifer Garner – spielt Simons Mutter – hat den Globe mit „Alias“ abgeräumt. Im Herbst wird sie im Action-Thriller „Peppermint“ zum mörderischen Racheengel.
DIE KRITIK: Ist es im Jahr 2018 noch revolutionär, einen Film über zwei verliebte Jungs zu drehen? Leider ja, denn „Love, Simon“ ist einer der wenigen Mainstream-Filme, die eine homosexuelle Romanze in den Mittelpunkt stellen. Und das noch auf so sympathisch unaufgeregte Weise, dass man sich fragt, warum es so lang gedauert hat.
Die Geschichte dreht sich um Simon (Nick Robinson), einen US-Boy mit den üblichen Teenager-Problemen. Nur dass Simon noch ein zusätzliches hat: Er ist schwul und weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Einzig sein Internet-Flirt „Blue“ versteht, was in ihm vorgeht. Und obwohl beide sich nur vom Schreiben kennen, entspinnt sich bald eine tiefe (Cyber-)Romanze, die nicht nur Simon, sondern auch den Kinozuschauer rätseln lässt, wer sich denn nun hinter dem geheimnisvollen „Blue“ verbirgt.
Wandte sich Regisseur Greg Berlanti 2000 mit der Tragikomödie „Der Club der gebrochenen Herzen“ noch explizit an ein homosexuelles Publikum, schafft er mit „Love, Simon“ (nach dem Roman „Nur drei Worte“ von Becky Albertalli) den Spagat zwischen Message und Mainstream.
Denn in erster Linie ist der Film eines: eine mit viel Freude zum Detail inszenierte, berührende und oft auch witzige High-School-Geschichte um Liebe, Freundschaft und die Tücken des Erwachsenwerdens, die pfiffig-authentisch den Teenager-Alltag einfängt. Dazu erhält man eine Ahnung davon, was es heißt, 17 und schwul zu sein.
Simons innere Zerrissenheit zwischen erster Liebe und Angst vor dem erst freiwilligen, dann unfreiwilligen Coming Out (ein Klassenkollege droht, sein Geheimnis auszuplaudern, sollte er ihn nicht mit einer Freundin verkuppeln), überträgt sich bis in den Kinosessel. Und dann sind da noch diese Kleinigkeiten im Alltag, die einen unweigerlich zusammenzucken lassen. Wenn etwa Simons Vater, durchaus weltoffen, den TV-„Bachelor“ ohne mit der Wimper zu zucken als „Oberschwuchtel“ bezeichnet. Oder wenn Simons Freunde ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass er auf Mädchen steht.
„Love, Simon“ ist kein zweites
„Call Me By Your Name“, sondern eine typische Highschool-Romanze, in deren Mittelpunkt eben zwei junge Männer stehen. Genau diese Unaufgeregtheit ist es aber, die den Film so sehenswert – und für ein breites Publikum zugänglich – macht. Dass die Macher beim Finale unverschämt tief in den Schmalztiegel greifen, tut dem keinen Abbruch. Teenie-Liebe muss kitschig sein, ganz egal in welcher Konstellation.
IDEAL FÜR: alle, die auf Kino mit Herz stehen.