Ibiza - Ein Urlaub mit Folgen

Patchwork-Urlaub mit Hindernissen


FilmClicks:
Eine neue Beziehung: Philippe (Christian Clavier) und Carole (Mathilde Seigner) © Thim Film
GESAMTEINDRUCK: „Ibiza – Ein Urlaub mit Folgen“ ist eine gut gemeinte, leider aber reichlich klischeebeladene französische Komödie um eine Patchworkfamilie, die auf der spanischen Insel ihre zwischenmenschlichen Probleme lösen will.  
 
DIE STORY: Nachdem ihr Mann sie für eine 24-Jährige verlassen hat, startet die Mitt-Vierzigerin Carole (Mathilde Seigner) mit dem Podologen Philippe (Christian Clavier) in ein neues Liebesglück. Doch ihre Teenie-Sprösslinge halten davon wenig: Für sie ist Philippe schlicht ein langweiliger, schrulliger Opa. Ein gemeinsamer Urlaub auf Ibiza soll die Patchworkfamilie kitten.

Auf geht's: Die Patchwork-Familie ist in Ibiza angekommen © Thim

DIE STARS: Christian Clavier, der den ungeliebten Stiefvater spielt, kennt man aus Hit-Komödien wie „Monsieur Claude und seine Töchter“ und den ersten beiden „Asterix“-Spielfilmen. Seine Film-Freundin Mathilde Seigner ist in unseren Breiten weniger, in ihrer Heimat dafür umso mehr bekannt. Die Tochter von Schauspiel-Doyen Louis Seigner, Exfreundin von Alain Delon-Sohn Anthony und Schwester von Roman Polanskis Gemahlin Emmanuelle Seigner ist eine der bestbezahlten Schauspielerinnen Frankreichs.

Der Humor hat gelegentlich auch visuell eine drastische Note © Thim

DIE KRITIK: Sonne, Strand, Luxusvillen, junge Mädchen in knappen Bikinis und dazwischen ein paar Hippies mit „Freie Liebe“-Schildern. Gleich in den ersten Filmminuten fährt Regisseur Arnaud Lemort mit jedem nur denkbaren Klischee rund um Ibiza auf.
Ein paar Minuten dürfen wir uns gedanklich ins sonnige Partymekka beamen, dann holt der Regisseur uns – und seine Hauptdarsteller – unvermittelt zurück auf den Boden der Tatsachen: In Frankreich scheint weder die Sonne noch gibt es etwas zu feiern. Im Gegenteil. Carole (Mathilde Seigner) ist schwer frustriert, weil ihr Ehemann sie abserviert hat. Dass ausgerechnet der biedere Philippe (Christian Clavier) sie nun trösten soll, ist nicht nur für ihre Kinder Julien und Manon wenig nachvollziehbar. Denn Philippe ist zwar irgendwie schrullig-sympathisch und stets bemüht, alles richtig zu machen, will aber so gar nicht in die Familie passen.
Als Carole dann Julien zur bestandenen Reifeprüfung einen Familienurlaub schenkt, werden die ohnehin offensichtlichen Gegensätze noch deutlicher spürbar. Zu Philippes Entsetzen (und zur Freude von Carole und Manon) entscheidet sich Julien nicht für die französische Provinz, sondern für Ibiza. Kaum angekommen, zieht es die Teenager zu den Poolpartys und Carole an den Strand. Philippe hingegen fühlt sich – im hochgeknöpften, frisch gebügelten Hemd – sichtlich unwohl und flüchtet erstmal ins Bett.
Während der nächsten Tage sucht Julien nach einer verflossenen Flamme und Manon nach einer Gelegenheit, ihre Unschuld zu verlieren. Philippe blättert fernab des Trubels gelangweilt in einer Zeitung. Einziger unfreiwilliger Ausreißer ist ein Disco-Abend, bei dem Carole auf einen Jugendfreund trifft (ein angesagter DJ, der, Achtung Klischee-Falle, eine Yacht besitzt, Champagner trinkt, Hummer isst und jeden Abend eine andere Frau abschleppt). Philippe – völlig betrunken und im Drogenrausch – tanzt derweil auf der Bühne. 
Manche Stellen von „Ibiza – Ein Urlaub mit Folgen“ sind durchaus unterhaltsam. Bisweilen ist es auch schön, sich einfach ein bisschen von Sonne, Strand und Meer-Feeling, untermalt von netter Musik, berieseln zu lassen. All das ändert aber nichts daran, dass die Story einerseits vorhersehbar und andererseits völlig unglaubwürdig ist. Was genau Carole an Philippe anziehend findet (und er an ihr), bleibt bis zum Abspann ungeklärt. Auch dass diese Beziehung lange halten wird, darf bezweifelt werden.
Insgesamt tut der Film zwar keinem weh, nervt aber mit ständigen Klischees und teils fast unerträglich platten Gags (Stichwort auf unliebsame Bekannte abgefeuerte Fäkalien). Richtig ärgerlich ist letztlich die Tatsache, dass hier ein hochtalentiertes Hauptdarsteller-Duo am Werk ist, das – bessere Rahmenbedingungen vorausgesetzt – das Zeug zu einem durchaus guten Film gehabt hätte.
 
IDEAL FÜR: Alle, die sich im Kino eine sonnige Auszeit vom tristen Herbstwetter gönnen wollen.






Trailer
LÄNGE: 87 min
PRODUKTION: Frankreich 2019
KINOSTART Ö: 29.11.2019
REGIE:  Arnaud Lemort
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Mathilde Seigner: Carole
Christian Clavier: Philippe
Leopold Buchsbaum: Julien
Pili Groyne: Manon