Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft

Eine Respektsperson wird verkleinert


FilmClicks:
„Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“: Anja Kling als verkleinerte Dr. Schmitt-Gössenwein © Sony
DIE STORY: Die Komödie „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ handelt vom elfjährigen Felix (Oskar Kaymar), der am ersten Tag in einer neuen Schule einen klaren Auftrag bekommt: Er möge sich auf „Atmen und Lernen“ beschränken. Und zwar auf „leises Atmen und Lernen“, wie die strenge Direktorin Dr. Schmitt-Gössenwein (Anja Kling) betont.
Keine leichte Aufgabe für den Jungen, der wegen seines sehr bescheidenen Lernwillens schon aus mehreren Schulen flog. In der neuen Lehranstalt stehen ihm nicht nur die Lehrer skeptisch gegenüber, sondern auch die Jungs aus seiner Klasse. Um von denen akzeptiert zu werden, muss er drei Mutproben bestehen.
Gleich beim ersten Versuch wird er von seiner Direktorin erwischt. Sie hält ihm eine Standpauke. Und dann spukt’s. Der Hausgeist der Otto-Leonhard-Schule mischt sich ein. Frau Dr. Schmitt-Gössenwein schrumpft binnen Sekunden auf das Format eines Kobolds. Und Felix, der sich das Ereignis nicht erklären kann, steht auf einmal vor einem neuen Problem: Wie kriegt er die winzige Direktorin wieder groß?

Da ist die Direktorin noch eine Respektsperson: Felix (Oskar Keymar) an der Tafel © Sony

DIE STARS: Die Jung-Mimen in den Kinderrollen, allesamt gut gecastet, werden von arrivierten Darstellern unterstützt. Star-Comedian Otto Waalkes, der Österreicher Michael Ostrowski („Die unglaubliche Entführung der Frau Elfriede Ott“) und Justus von Dohnáhnyi („Frau Müller muss weg!“) sind in kleinen bis mittleren Rollen zu sehen. Die sehr geschätzte Anja Kling spielt eine furchterregende Schuldirektorin, bis mit ihrer Größe auch ihr Schrecken schrumpft. Den Regisseur Sven Unterwaldt Jr. kennt man von „Otto’s Eleven“ und „7 Zwerge“.

Definitiv keine Respektsperson: Die Mini-Direktorin im Bad © Sony

DIE KRITIK: Die Filmgeschichte kennt mehrere Fallbeispiele geschrumpfter Rollen, allen voran Stan Laurel und Oliver Hardy im Comedy-Kurzfilm „Brats“. Das ist ein durchaus probates Mittel der Filmkomödie, weil es irrwitzige, auch anarchistische Situationen generiert. Es sei an das berühmte Märchen „Der kleine Däumling“ von Charles Perrault erinnert – oder an den Superhelden-Film „Ant-Man“, der vor einigen Monaten im Kino Furore machte.
Regisseur Sven Unterwaldt Jr., ein Otto-Waalkes-erprobter Spezialist fürs Komisch-Märchenhafte, stützt sich auf die  deutsche Lustspiel-Tradition. „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ ist ein sympathischer, flott inszenierter Film.
Wenn Anja Kling als geschrumpfte Lehrkraft Dr. Schmitt-Gössenwein hinter einem Bonsai Schutz sucht oder wenn sie von ihrem Schützling Felix als lebendiger Spickzettel eingesetzt wird, dann hat das skurrilen, schrillen Witz. Und immerhin erfährt sie in ihrer Zeit als Zwerg,  dass der intrigante Schulrat Henning (Justus von Dohnányi) böse Pläne gegen ihre Schule schmiedet.
Vom Drehbuchautor Gerrit Hermans hätte man sich aber noch mehr originäre Ideen gewünscht. Von den Höhepunkten abgesehen, gerät die Situationskomik recht bieder, die Dialoge auch. Da wäre viel mehr an Irrwitz und Anarchie möglich gewesen – aber der Autor ist kein Erich Kästner; eher zu brav im Ansatz. Vielleicht hätte man ihn zur Inspiration Jules Verne lesen oder „Der Zauberer von Oz“ anschauen lassen sollen.
Die Rolle von Otto Waalkes etwa hätte man viel witziger ausbauen können.  Er spielt den verstorbenen Direktor Otto Leonhard, den Namenspatron der Schule, der nunmehr als Bild an der Wand hängt, als Schulgeist aber sehr aktiv werden kann. Otto schneidet in bester Otto-Manier die üblichen Grimassen, verdreht die Augen nach links und nach rechts – und ist ansonsten wortkarg. Geister haben offenbar keinen Dialog. Vielleicht hat aber auch das Budget nur für einen halben Drehtag mit dem hochbezahlten Otto Waalkes gereicht.
Auch bei Österreichs Klasse-Comedian Michael Ostrowski hat man das Gefühl, dass aus seinem Part mehr herauszuholen gewesen wäre. Mit der blassen Figur des Lehres Coldegol wirkt er schlicht unterfordert.
Die Kinder-Darsteller hingegen bereiten Freude. Oskar Keymar hinterlässt als Felix einen guten Eindruck. Georg Sulzer, der seinen arroganten Klassenkameraden Mario spielt, sollte man sich merken.
Alles in allem ist „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ ein neues Beispiel dafür, dass in Deutschland passable Jugendfilme gedreht werden. International wird die Komödie wenig Beachtung finden. Aber auf den globalen Markt will sie vermutlich auch gar nicht hin.  
 
IDEAL FÜR: die ganze Familie, wenn man Schulfilme, strenge oder sympathische Lehrer sowie Geister mag.   






Trailer
LÄNGE: 101 min
PRODUKTION: Deutschland 2015
KINOSTART Ö: 18.12.2015
REGIE:  Sven Unterwaldt Jr.
GENRE: Familie/Kinder|Komödie
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Anja Kling: Dr. Schmitt-Gössenwein
Oskar Keymer: Felix Vorndran
Justus von Dohnányi: Schulrat Henning
Michael Ostrowski: Herr Coldegol
Georg Sulzer: Mario
Otto Waalkes: Geist von Otto Leonhard