GESAMTEINDRUCK: „Fisherman´s Friends - Vom Kutter in die Charts“ ist angenehmes englisches Wohlbühl-Kino mit schöner Musik in toll anzuschauender Natur.
DIE STORY: Der Shanty-Chor Fisherman´s Friends tritt jeden Freitag am Hafen von Port Isaac auf, malerisch gelegen an der See in Cornwall. Dort hören eines Tages ein paar junge Männer aus Londons Musikszene zu, die gerade auf Junggesellenabschied unterwegs sind. Sie beauftragen einen der ihren, den Produzenten Danny (Daniel Mays), dem Chor einen Plattendeal anzubieten. Als Danny das geschafft hat, stellt sich heraus, dass seine Freunde ihn nur foppen wollten. Aber Danny glaubt inzwischen, dass dieser Shanty-Chor ein Hit sein könnte und versucht auf eigene Faust, die gestandenen Männer groß rauszubringen.
DIE STARS: Es ist immer wieder erfrischend, einen Film zu sehen, bei dem nicht in jeder Szene eine prominente Nase durchs Bild läuft. James Purefoy, der den Chef des Fisherman´s-Friends-Chors spielt, könnte man schon mal in Serien wie „Altered Carbon“ gesehen haben. Der Rest der Truppe ist weitgehend unbekannt.
Aber der wahre Star des Films, neben der sagenhaft schönen Landschaft von Cornwall, ist sowieso die Musik des Chors. Und selbst, wenn man den Begriff Shanty noch nie gehört hat (was im Film auch thematisiert wird): Spätestens in einer sehr schönen Bar-Szene, wenn alle gemeinsam „What Shall We Do With The Drunken Sailor“ singen, weiß man um die Kraft dieser sehr ursprünglichen Musik der Seeleute.
DIE KRITIK: Wer gern Volksmusik hört, der dürfte wissen, dass es die Fisherman´s Friends wirklich gibt. Seit den 90er Jahren haben die zehn Männer regelmäßig in Port Isaac öffentlich gesungen. Und natürlich draußen auf dem Meer, wenn sie ihrem Beruf als Fischer nachgegangen sind. Dann, im Jahr 2010, wurden sie von einem Londoner Musik-Produzenten entdeckt, der schon mit U2 und Coldplay gearbeitet hatte. Der bot ihnen einen Plattenvertrag über eine Million Pfund an. Kurze Zeit später hatten die Männer ihre 15 Minuten Ruhm, waren allüberall im Gespräch, traten sogar beim Glastonbury Festival auf.
Mittlerweile hat sich das mit dem Ruhm wieder erledigt. Aber trotzdem veröffentlichen die Fisherman’s Friends mit schöner Regelmäßigkeit neue Alben. So weit so gut, wie das Leben halt manchmal spielt. Aber als Filmstoff alles andere als spannend.
Deshalb spinnt Regisseur Chris Foggin allerlei Seemannsgarn rings um die Entdeckung der Kombo. Bei ihm geht die Geschichte, wie eingangs erwähnt, so, dass Musikproduzent Danny (Daniel Mays) von seinem Chef den Auftrag bekommt, den Chor um den Fischer Jim (James Purefoy) unter Vertrag zu nehmen.
Die gestandenen und sehr misstrauischen Fischer wollen das nicht. Erst Stück für Stück lassen sie sich überzeugen. Um kurz darauf festzustellen, dass alles nur ein blöder Scherz war. Allerdings ist nun Dannys Ehrgeiz geweckt. Er will den Männern beweisen, dass ihre Musik in die Charts gehört. Und so ganz nebenbei hat er auch noch einen persönlichen Grund. Denn der Londoner hat sich nicht nur an das beschauliche Leben in Port Isaac gewöhnt. Danny mag auch Jims Tochter Alwyn (Tuppence Middleton) sehr.
„Fisherman´s Friends“ ist kein Film, der viele Überraschungen bereithält. Man weiß genau, in welche Richtung sich dieser Unterhaltungs-Dampfer bewegt. Mit großen englischen Sozial-Komödien wie „The Full Monty“ kann man die Produktion nicht vergleichen. Dazu bekommen die Figuren nicht genug Tiefe, die Konflikte werden nur im Vorbeigehen angerissen.
Aber dennoch: Die Schauspieler hatten offenbar große Lust, bei diesem beschwingten Märchen mitzumachen. Und wann immer die Musik erklingt - keine Bange, es wird nicht so schrecklich gefühlig wie bei deutschen Bands à la Santiano - punktet der Film. Ob die Fisherman´s Friends nun am Hafen, in einer Kirche oder fürs Fernsehen singen, es macht einfach Spaß, diesem „Rock´n´Roll von 1752“, wie es im Film mal heißt, zuzuhören.
IDEAL FÜR: Freunde der englischen Komödie und Liebhaber von Shantys.