DIE STORY: Der Animationsfilm „Ferdinand“ stammt von „Ice Age“-Macher Carlos Saldanha und berichtet vom Tausend Kilo schweren Bullen Ferdinand, der anders ist als alle Stiere auf der Farm in Spanien, auf der er aufwächst. Seine Artgenossen träumen vom großen Kampf in der Arena. Damit kann Ferdinand nichts anfangen. Er lehnt Gewalt kategorisch ab.
Als sein Vater eines Tages aus der Arena nicht wiederkehrt, flüchtet Ferdinand und findet Unterschlupf auf einem sehr schönen Hof – mit lauter herrlich durchgeknallten Tieren. Da der Stier aber eines Tages von einer Biene gestochen wird und in der folgenden Raserei das halbe Dorf zerlegt, wird er wieder auf die Stierfarm gebracht. Von dort können ihn nur seine Freunde retten.
DIE STARS: Der brasilianische Regisseur Carlos Saldanha feiert mit seinen Trickfilmen, in denen stets Tiere als Hauptfiguren auftreten, einen Welterfolg nach dem anderen. Er inszenierte die ersten drei Teile des frostigen Super-Hits „Ice Age“. Anschließend wechselte er mit den Papageien-Abenteuern „Rio“ und „Rio 2“ in tropische Gefilde. Nun ist er mit „Ferdinand“ auf den Stier gekommen.
Die Hauptrolle des Ferdinand wird in der deutschen Fassung nicht von einem Schauspieler, sondern vom TV-Moderator Daniel Aminati gesprochen. Solide, aber auch unauffällig. Was völlig in Ordnung geht.
Der eigentliche Star in diesem Film ist Ferdinands Dauerbegleiterin Elvira. Eine quirlige Ziege, deren Traum es ist, Trainerin zu werden. Von Bettina Zimmermann wird dieses Energiebündel mit so viel Liebe, Hingabe und einem Quentchen Wahnsinn gesprochen, dass es die wahre Freude ist.
DIE KRITIK: Der zauberhafte Familienfilm „Ferdinand“ muss auch einen Minuspunkt bekommen. Und zwar einen ganz dicken. Wegen seines deutschen Zusatztitels. Im Original heißt das Werk einfach „Ferdinand“. Gut so. Doch auf Deutsch bekam der Ferdinand noch die grausige Wortschöpfung „geht stierisch ab“ angehext. Oh Mann, was auch immer da bei der Titelsuche geraucht oder geschluckt wurde: Beim nächsten Mal bitte deutlich weniger davon.
Das war`s dann auch schon mit den negativen Anmerkungen. Natürlich könnte man mosern, dass hier – anders als bei der Konkurrenz von Disney-Pixar – nicht alle Bild-Hintergründe bis ins letzte Detail zum Leben erweckt werden. Aber was soll`s. Für eine Golden-Globe-Nominierung als bester Animationsfilm hat es auch so gereicht.
„Ferdinand“ punktet vor allem mit seinen Figuren. Der dicke Stier, der in der schönsten Stelle des Films im Porzellan-Laden ernsthaft sagt, er wäre eine „Tausend Kilo schwere Feder“, bekommt viele Momente, die zum Schmunzeln sind. Die einen manchmal aber auch ohne Umwege rühren.
So wird das Thema „Was passiert mit Tieren, wenn wir keinen Gebrauch mehr für sie haben“ nicht ausgespart. Am Lastwagen, der kranke Rinder zum Schlachthof fährt, sieht man deutlich angezeichnet, wie die Tiere in der Küche am besten zubereitet werden.
Der titelgebende Stier ist umgeben von lauter wunderbaren Charakteren. Da wären die Igel Una, Dos und Cuatro („über Tres reden wir nicht“) und die schrille Ziege Elvira. Oder die überaus eitlen Pferde vom Nachbarhof, die sich im feinsten Wienerisch über die Tiere nebenan lustig machen.
Die Folge: Hier kommt nie Langeweile auf. Nur kleine Kinder könnten gegen Ende des Films in ein Wechselbad der Gefühle geraten. Denn vor dem Happy End muss sich der friedliche Ferdinand, der den Kampf so sehr verabscheut, dann doch dem Torero in der Arena stellen. Ob das wohl gut ausgehen wird?
IDEAL FÜR: die ganze Familie. Hier findet jeder und jede etwas zum Lachen und auch die ernsten Momente kommen nicht zu kurz.