Emma

Neuer Auftritt einer berühmten Kupplerin


FilmClicks:
Emma (Anya Taylor-Joy, r.) möchte Harriet (Mia Goth) verkuppeln © Universal
GESAMTEINDRUCK: „Emma“ ist eine pfiffige Neuverfilmung des Jane Austen-Klassikers. Regie-Newcomerin Autumn de Wilde gibt der 200 Jahre alten Geschichte um die berühmte Kupplerin einen aktuellen Touch. 
 
DIE STORY:  Ein verschlafenes Dorf im England des 19. Jahrhunderts: Emma Woodhouse (Anya Taylor-Joy), jung, reich und schön, aber ohne jede Aufgabe im Leben, vertreibt sich die Zeit damit, ihre Freundinnen zu verkuppeln. Oberste Priorität hat dabei die leicht naive Harriet (Mia Goth), der sie durch eine Heirat den gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichen will. Doch Emmas Dienste als Amor stoßen nicht bei allen Beteiligten auf Gegenliebe. Als sie dann auch noch Gefühle für eines ihrer männlichen Kuppelobjekte entwickelt, ist das Chaos endgültig perfekt.

Bill Nighy spielt Emmas Vater, den noblen Mr. Woodhouse © Universal

DIE STARS: Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy hat mit der Titelrolle in „Emma“ das große Los gezogen, denn sie war zuvor maximal Horror-Fans aus einschlägigen Filmen wie „The Witch” (2015) und dem Thriller „Split“ (2016) bekannt. In der Jane-Austen-Verfilmung misst sie sich gleich mit Hollywoods oberster Liga – im 1990er-Remake der Story verkörperte Gwyneth Paltrow die Kupplerin. 
Taylor-Joys Filmvater Bill Nighy verdankt der Miniserie „Gideon’s Daughter“ (2005) einen Golden Globe. Blockbuster-Hits wie „Tatsächlich… Liebe“ und „Fluch der Karibik“ machten ihn einem breiten  Publikum bekannt. Johnny Flynn, den Nachbarn des Vater-Tochter-Gespanns, kennt man aus der Netflix-Serie „Lovesick“. Auch in seiner aktuellen Rolle treibt Flynn sein weibliches Gegenüber mitten ins Gefühlschaos.

 
George Knightley (Johnny Flynn) lässt Emmas Herz höher schlagen © Universal

DIE KRITIK: Braucht es in Zeiten von Tinder und Co. noch eine Kupplerin? Und ist nach fünf Verfilmungen von „Emma“ nicht langsam die Luft raus aus Jane Austens mehr als 200 Jahre alter Buchvorlage? Der US-Regiedebütantin Autumn de Wilde, bislang auf Musik- und Konzertfilme abonniert, blies vor der Premiere von „Emma“ ein bisweilen recht rauer Wind um die Nase.
Doch die Bedenken waren unbegründet. Wer selbst schon mal gekuppelt hat (oder verkuppelt wurde), dürfte bestätigen, dass dies in vielen Fällen eben doch besser funktioniert als das schnelle Wischen auf dem Handy. Und Autumn de Wildes Neuverfilmung von „Emma“ zeigt deutlich, dass es manchmal eben mehrerer Anläufe bedarf, um einer Buchvorlage gerecht zu werden.
Titelheldin Emma, sympathisch gespielt von Newcomerin Anya Taylor-Joy, wird gleich zu Beginn als etwas hochnäsige, im Grunde aber herzensgute Tochter der britischen Upper Class eingeführt, die sich mangels anderer Beschäftigungs-Möglichkeiten zur Hobby-Kupplerin gewandelt hat. Als selbst ernannte Expertin in Liebesdingen scheut sie nicht vor Tricksereien zurück, um ihre Freunde unter die Haube zu bringen. Auch wenn sie dafür teils herbe Kritik einstecken muss, allen voran von ihrem Nachbarn George Knightley (Johnny Flynn), der ihr Leben im Laufe des Films noch ordentlich durcheinander bringen wird.
Vergleiche mit Rollen-Vorgängerin Gwyneth Paltrow muss der Lockenkopf nicht scheuen. Denn Taylor-Joys Neuinterpretation von Emma kommt wesentlich moderner, emanzipierter und pfiffiger daher als noch die 90er-Jahre-Heldin. Auch der Film an sich, der mit viel britischem Humor, bissigen Seitenhieben auf die teils recht skurrilen Sitten und Gepflogenheiten der feinen Gesellschaft und – Jane Austen würde vor Scham wohl im Grab erröten – ein paar dezenten nackten Tatsachen glänzt, wirkt wesentlich zeitgemäßer. 
Dass Autumn de Wilde noch neu im Regiestuhl ist, zeigt sich vor allem zu Anfang des Films, der teilweise etwas zäh daherkommt. Die Zeit lässt sich aber gut überbrücken, indem man die detailverliebte Ausstattung – von Emmas zahlreichen, sehr britischen Hüten bis hin zu den Wohnräumen der Woodhouses – bewundert. Kostümfans werden daran ihre Freude haben. Dazu gibt es jede Menge kitsch-schöner Landschaftsbilder, untermalt von Folk- und Operettenklängen, die auch als schamlose Tourismuswerbung für England durchgehen könnten. In Zeiten des Brexit-Chaos wohl nicht ganz unwillkommen.
„Emma“ hat seine kleinen Schwächen, ist insgesamt aber ein äußerst liebevoll gemachter, über weite Strecken unterhaltsamer Film über Frauen, Männer und die Liebe, dessen Grundthema heute noch genauso zeitgemäß ist wie zu Jane Austens besten Zeiten. 

IDEAL FÜR: Fans von (britischen) Kostümfilmen, Jane Austen und alle, die selbst gerne Amor spielen.






Trailer
LÄNGE: 125 min
PRODUKTION: Großbritannien / USA 2020
KINOSTART Ö: 05.03.2020
REGIE:  Autumn de Wilde
GENRE: Komödie|Romanze
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Anya Taylor-Joy: Emma Woodhouse
Bill Nighy: Mr. Woodhouse
Mia Goth: Harriet Smith
Johnny Flynn: George Knightley