DIE STORY: Isabelle Huppert spielt im knallharten Thriller „Elle“ die resolute Pariser Internet-Unternehmerin Michèle, der in ihrer Villa ein Albtraum widerfährt. Sie wird von einem maskierten Mann überfallen und vergewaltigt.
Anstatt nun zur Polizei zu gehen, macht sich Michèle selbst auf die Suche nach dem Attentäter. Sie vermutet ihn zunächst unter den Angestellten ihrer Firma, die mit Computerspielen sehr erfolgreich ist. Doch ihr Verdacht zielt ins Leere.
Der Peiniger gibt unterdessen keine Ruhe. Nach einem Einbruch in Michèles Haus hinterlässt er Spuren in ihrem Bett. Und er überfällt sein Opfer erneut. Doch jetzt gelingt es Michèle, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen.
Fall erledigt? Nein: Michèle zeigt den (ihr bekannten) Täter nicht an. Zwischen den beiden entwickelt sich ein riskantes Psychodrama…
DIE STARS: Isabelle Huppert wurde für ihr Spiel in „Elle“ mit einem Golden Globe und einer Oscar-Nominierung als beste Darstellerin belohnt. Um sie herum agieren erstklassige Schauspieler wie Virginie Efira, Charles Berling, Laurent Lafitte und der Deutsche Christian Berkel.
Der holländische Regisseur Paul Verhoeven wurde mit Kino-Hits wie „RoboCop“, „Total Recall“ oder „Basic Instinct“ zum Hollywood-Granden. In den letzten Jahren war wenig von ihm zu hören. Mit 77 feiert Verhoeven nun ein großes Comeback.:
DIE KRITIK: Die Filme von Paul Verhoeven sind nicht so konstruiert, dass ihre Storys auf geradem Wege schnurstracks dem Finale entgegenlaufen. Das gilt auch für „Elle“. Drehbuchautor David Birke hat jede Menge Umwege und (oft falsche) Spuren in den Krimi gepackt. Verhoeven nutzt diese Struktur, um seine Protagonisten auf eine spannungsgeladene Höllenfahrt voller Finten und Raffinessen mitzunehmen.
Nichts ist so, wie es scheint (oder wie man es erwarten würde): Die erste Überraschung erwartet den Zuschauer schon, wenn es um die Reaktion der Hauptfigur auf den brutalen Überfall geht. Warum informiert Michèle nicht die Polizei? Warum verwischt sie im Sinne des Wortes alle Spuren, indem sie den Tatort erstmal putzt? Hat sie vielleicht selbst etwas zu verbergen?
Wie sich rasch herausstellt, führen fast alle Figuren von „Elle“ neben ihrer offiziellen auch eine verborgene Existenz. Da gibt es geheime Affären, geheime Wünsche und große Geheimnisse, die vorzugsweise komplett unter den Teppich gekehrt werden. Bis irgendjemand mehr oder minder zufällig über den verborgenen Schmutz stolpert.
Isabelle Huppert ist für so eine geschickt verdrehte Story („Elle“ basiert auf dem Roman „Oh…“ von Philippe Dijan) natürlich die ideale Schauspielerin. Ihre Michèle wirkt sinnlich, sexy und herrisch zugleich; sie kann sehr unnahbar, aber auch sehr nahbar sein. Und es ist wohl kein Zufall, dass diese Frau in der Videospiele-Branche Erfolg hat: Denn eine Spielerin, das ist sie zweifelsohne auch.
Paul Verhoeven geleitet seine Hauptdarstellerin rasant durch den Parcours dieses Thrillers voll Gewalt und Erotik, über dessen Wendungen hier nicht viel verraten werden soll. Wir wollen nur feststellen, dass es immer wieder Situationen gibt, mit denen man als Zuschauer nie und nimmer gerechnet hätte.
So ist „Elle“ – ausgezeichnet mit dem Golden Globe als bester fremdsprachiger Film des Jahres 2016 – ein famoser Thriller geworden, der das Publikum mit Spannung verwöhnt, aber auch einige schockierende Momente hat, über die man nach dem Kino trefflich diskutieren kann.
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, die das Spiel von Isabelle Huppert und die Filme von Paul Verhoeven schätzen.