GESAMTEINDRUCK: „Edie - Für Träume ist es nie zu spät“ ist ein zu Herzen gehender Selbstfindungs-Trip vor der grandiosen Landschaft Schottlands.
DIE STORY: Die Titelfigur Edie (Sheila Hancock) heißt eigentlich Edith Moor. Die alte Dame hat sich damit abgefunden, dass sie ständig für andere Menschen da ist. Zum Beispiel für ihren despotischen Gatten. Als der eines Tages tot im Stuhl sitzt, soll Edie nach dem Wunsch ihrer Tochter Nancy in ein Altersheim. Aber Edie hat noch etwas vor mit ihrem Leben. Sie will auf den Berg Suilven in den schottischen Highlands. Obwohl ihr alle davon abraten, macht sie sich auf den schwierigen Weg.
DIE STARS: Ja, die 86jährige Sheila Hancock macht hier als Edie einen exzellenten Job, überhaupt keine Frage. Die Wandlung einer alten verbitterten englischen Lady hin zu einer unternehmungslustigen Dame begleitet man gern mit. Aber wie sehr sie sich auch mühen mag: Der Film von Regisseur Simon Hunter wirkt an vielen Stellen so, als hätte die schottische Tourismus-Behörde locker mal die Hälfte vom Budget investiert. Selten haben Berge, Wiesen und Seen derart idyllisch ausgesehen.
DIE KRITIK: „Edie - Für Träume ist es nie zu spät“ passt ganz hervorragend in einen gesellschaftlichen Trend, der zumindest aus heutiger Sicht unumkehrbar erscheint. Die Gesellschaft wird immer älter. Und da die Jungen nicht mehr so viel Lust haben wie die Generationen davor, Kinder in die Welt zu setzen, werden es halt immer mehr Alte.
Davon erzählt das Kino schon eine ganze Weile. Ob nun „Kundschafter des Friedens“, „Unsere Seelen bei Nacht“ (auch Netflix verschläft den Trend nicht) oder „Ein Gauner und Gentleman“ - Altsein ist wieder in. Und die Alten sind keineswegs nur bedauernswerte Individuen oder Opfer von üblen Umständen. Man kann in den hohen Jahren auch fit sein und sich wehren.
Bei „Edie“ dauert es eine Weile, bis die alte Dame merkt, dass sie in den letzten Jahrzehnten nur das Leben ihres Mannes mitgelebt hat und dabei genau so verbittert wurde wie er selbst. Auch nach seinem Tod kann sie das Grummeln und Meckern nicht abstellen. Doch eine alte Postkarte bringt sie auf andere Gedanken. Ihr Vater hatte Edie einst versprochen, mit ihr auf einen ganz besonderen schottischen Berg zu steigen, den Suilven. Daraus wurde nichts. Der Traum verschwand irgendwo in der grauen Realität. Aber nun bricht Edie auf.
Wie der Film ausgeht und was Edie alles erlebt, das ist bei weitem nicht so klar, wie man sich das vielleicht denken mag. Denn Edie ist weit in ihren Achtzigern und nicht mehr bei bester Gesundheit. Ihr Berg-Equipment von vor 40 Jahren hält sie für völlig ausreichend. Mit anderen Worten: Oma ist beratungsresistent und muss erst gegen den Berg rennen, bevor sie Hilfe von einem Bergführer (Kevin Guthrie) annimmt.
Die beiden Zankhähne dann auf dem Weg zum Gipfel zu erleben, das ist nichts komplett Neues. Aber gepaart mit den tollen Naturaufnahmen, verlässt man das Kino bestens unterhalten und um ein paar Lebensweisheiten reicher.
IDEAL FÜR: Ältere Kinogänger, die gern mutmachende Filme mit schöner Landschaft sehen.