GESAMTEINDRUCK: Die „Drachenzähmen leicht gemacht“-Crew leistet im Finale der Trilogie wieder ganze Arbeit. Das Animations-Abenteuer „Die geheime Welt“ lässt mit einer spannenden Story und spektakulären Bildern keine Wünsche offen.
DIE STORY: Der junge Wikinger Hicks hat als Anführer des Städtchens Berk eine Gesellschaft geschaffen, in der Menschen und Drachen friedlich zusammenleben. Doch bald stoppen Ereignisse amouröser und kriegerischer Art den ruhigen Lauf der Dinge. Hicks‘ Nachtschatten-Drache Ohnezahn verliebt sich in eine Drachendame. Und zugleich machen feindliche Wikinger-Stämme gegen das friedliche Berk mobil. Sie schicken den grimmigen Drachentöter Grimmel mit seinen Truppen los. Hicks reagiert mit Emigration: Die Bewohner von Berk verlassen ihre Heimat, um jene geheime Welt zu suchen, von der es heißt, dass dort Menschen und Drachen in Frieden leben können.
DIE STARS: Wie so häufig im Trickfilm-Bereich gibt es bei „Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt“ ein gewisses Prominenz-Gefälle, was die Stimmen betrifft. In der englischen Originalfassung hört man Stars wie Cate Blanchett, Gerard Butler, Jonah Hill oder Kristen Wiig. Bei der deutschen Version bemühte man sich erst gar nicht, da prominenzmäßig mitzuhalten, und engagierte bewährte Synchron-Profis, deren Stimmen dem Publikum bekannter sind als ihre Namen.
DIE KRITIK: Der Filmtitel führt beim neuen Abenteuer der Wikinger von Berk fast ein bisschen in die Irre. Drachenzähmen leicht gemacht? Das ist in Berk längst kein Thema mehr, haben sich doch Menschen und Drachen zu einer formidablen Multi-Kulti-Gesellschaft zusammengefunden.
Viel eher könnte der Film „Menschenzähmen schwer gemacht“ heißen. Denn in der feindlichen Welt draußen gibt es mächtige Wikingerstämme, welche die Drachen noch immer als ihre natürlichen Feinde betrachten. Weshalb sie das Idyll von Berk zerstören und die dort ansässigen Drachen töten wollen.
Mit dieser Story hat Regisseur und „Drachenzähmen“-Mastermind Dean DeBlois ein Fundament gezimmert, auf dem er ganz nach Belieben für Action, Abenteuer und große Gefühle sorgen kann.
Natürlich nutzt der Film diese Möglichkeiten weidlich aus. Beginnen wir bei der Action: Wenn riesige Drachenschwärme durch die Luft flattern oder wenn der Schurke Grimmel zur Attacke ruft, dann kann man nur staunen. Über die phantastischen Bilder, die atemraubenden Kamerafahrten und die Intensität, mit der Menschen und Drachen einander attackieren.
Zwar sind die Kampfszenen so gestaltet, dass Kinder keinen Schaden nehmen (der Film ist ab acht Jahren freigegeben), aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Visuell steht „Drachenzähmen“ auf der höchsten Stufe der Trickfilm-Kunst.
Auch die Story vermag junge und ältere Zuschauer zu fesseln. Vor dem Hintergrund des großen Konflikts der Drachenfreunde gegen die Drachentöter geht es um Themen wie Entschlossenheit und Zweifel, Neugier und Mut – und natürlich um die Liebe.
Der junge Hicks muss zwar Angst haben, die Nähe zu seinem Drachenkumpel Ohnezahn zu verlieren, als der sich in ein zauberhaftes (und leicht zickiges) Drachenmädchen verschaut. Aber Hicks hat volles Verständnis für die Gemütswallungen von Ohnezahn, ist er doch selbst amourös engagiert. Freilich legt er im Umgang mit seiner Flamme, der charmant-resoluten Astrid, bedeutend weniger Souveränität an den Tag als in den Momenten, wenn er als Stratege gefragt ist.
Als junger Wikinger-Häuptling beschließt Hicks, wie schon erwähnt, unter der Bedrohung der drachentötenden Feinde die Heimatstadt Berk zu verlassen. Doch das wird nicht als Flucht, sondern als Aufbruch zu neuen großen Abenteuern geschildert. Denn keiner weiß ja so recht, wo die „geheime Welt“, von der im Filmtitel die Rede ist, liegen soll – und ob sie überhaupt eistiert.
So gibt Autor/Regisseur Dean DeBlois der globalen „Drachenzähmen“-Fangemeinde noch ein Thema zum Nachdenken mit auf den Weg: Ist es nicht manchmal besser, ins Ungewisse loszugehen, anstatt am falschen Ort zu verharren?
Zugleich verbeugt sich DeBlois mit der Idee von der geheimen Welt vor den Entdeckern vergangener Zeiten: Auf Landkarten und Globen aus dem 15. und 16. Jahrhundert findet sich immer wieder der Hinweis
Hic sunt dracones – hier sind Drachen. Damit wurden damals jene Teile der Welt bezeichnet, die noch als unerforschte weiße Flecken galten. Sollte es dort aber wirklich Drachen gegeben haben, so haben sie sich, wie man heute weiß, gut versteckt.
IDEAL FÜR: Alle Freunde der „Drachenzähmen“-Trilogie.