DIE STORY: Die Komödie „Docteur Knock – Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen“ bringt ein Wiedersehen mit Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“). Er führt in seinem neuen Film vor, dass man als Arzt ohne echten Doktortitel ausgiebig praktizieren kann. Sy spielt die Titelfigur, den Docteur Knock: einen Kleinkriminellen, der zu Beginn ohne jede Qualifikation auf einem Kreuzfahrtsschiff Patienten behandelt.
Eigentlich als Trick gedacht, um seinen Spielschulden zu entkommen, findet Knock bald tatsächlich Gefallen an der Medizin. Er studiert, landet schließlich im Provinzstädtchen St. Maurice. Doch von seiner kriminellen Vergangenheit kommt Knock auch dort nicht los: Schnell stellt er fest, dass Patienten viel mehr Geld einbringen, wenn man ihnen vorgaukelt, schwer krank zu sein.
DIE STARS: Omar Sy ist seit „Ziemlich beste Freunde“ auch außerhalb seiner Heimat Frankreich ein Star. Auf den Megahit des Jahres 2011 folgten die französischen Komödien „Heute bin ich Samba“, „Monsieur Chocolat“ und „Plötzlich Papa“. Mit „Jurassic World“ und „X-Men“ gab Sy sein Hollywood-Debüt, danach drehte er „Inferno“. Heute lebt der César-Preisträger in Los Angeles und pendelt für Filmprojekte zwischen seiner alten und neuen Heimat.
DIE KRITIK: Auch wenn man es dem aktuellen Knock nicht ansieht, seine Geschichte ist fast 100 Jahre alt. Jules Romains brachte den zwielichtigen Doktor 1923 auf die Theaterbühne, als gewissenlosen Tyrannen, der mit der Angst seiner Patienten spielt.
Viel davon übrig gelassen hat Regisseurin Lorraine Lévy in der Film-Neufassung nicht. Aus dem geldgierigen Betrüger wird in der Komödie, die in den 1950er Jahren spielt, ein gewitzter Ganove, der Schiffsgäste (insbesondere betuchte Damen), Dorfbewohner (besonders weibliche) und Kinozuschauer (beiderlei Geschlechts) charmant über den Tisch zieht.
Es dauert nicht lange, bis ganz St. Maurice ihm zu Füßen liegt. Der Postbote fungiert als Werbeträger, der die Bewohner zu Gratissprechstunden (falsche Diagnosen und Vorschläge für teure Behandlungen inklusive) in die Praxis treibt, der Apotheker reibt sich angesichts der neuen Rezeptflut die Hände. Und im Gasthaus geht es bald nur noch um große und kleine Wehwehchen, für die es endlich (kostspielige) Wundermittel gibt. Einzig der Pfarrer ist wenig begeistert vom Arzt, der seine Schäfchen als Seelentröster in Scharen abzieht.
Omar Sy verkörpert den Betrüger im Arztkittel witzig und charmant. Trotzdem fällt es bisweilen schwer, mit dem geldgierigen Knock wirklich warm zu werden. Während er in die eigene Tasche wirtschaftet, nagen seine Patienten am Hungertuch. Und rennen ihm, panisch, an erfundenen Krankheiten zu sterben, trotzdem weiter die Praxis ein.
„Docteur Knock“ ist streckenweise unterhaltsam. Und insbesondere das französische Provinzdörfchen mit seinen markanten Charakteren ist äußerst liebevoll porträtiert. Dennoch hätte man Omar Sy insgesamt einen besseren Film gewünscht. Denn das offensichtlich schwache Drehbuch, das die Hauptfigur über weite Teile schlicht unglaubwürdig erscheinen lässt, macht nicht einmal der charmanteste Wunderdoktor wett. Erst im letzten Drittel, als Knock sich hoffnungslos verliebt, schimmert kurz – glaubwürdig – wieder der altbekannte Sympathieträger durch.
IDEAL FÜR: Fans von Omar Sy und französischen Komödien.