DIE STORY: Die österreichische Doku „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ setzt dem weit verbreiteten Pessimismus über die allgemeine Lage eine große Portion Optimismus entgegen. Konkret gesagt: Sechs Portionen Optimismus.
Der Film porträtiert sechs Menschen, die nichts vom allgemeinen Krisengerede halten, sondern aktiv werden: Mit Modellen zur Nahversorgung oder zum ökologischen Bauen, mit sozialen oder demokratiepolitischen Initiativen.
DIE STARS: Keine Stars. Doch wir bitten die Protagonisten von „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ vor den Vorhang. Dies sind: Der Kulturhistoriker und Ökonom Walter Ötsch. Die Architektin Anna Heringer. Der Schriftsteller und Heimhelfer Andreas Renoldner. Die Politologin und Demokratie-Aktivistin Rita Trattnig. Die Niederösterreicherin Judith Schachinger, die mit der Initiative SpeiseLokal ganz auf lokale und saisonale Lebensmittelversorgung setzt. Und die Burgenländerin Andrea Roschek, die mit der Gründung der „Pannonischen Tafel“ dafür sorgte, dass mehr Menschen genug zu essen haben und weniger Lebensmittel vom Supermarkt direkt in den Müll entsorgt werden.
DIE KRITIK: Krise. Das Wort Krise hat einen Spitzenplatz, wenn es um die Beschreibung des Zustands der Welt geht. Die vier RegisseurInnen von „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ nehmen das zum Anlass für einen ironischen Einstieg in ihren Film. Aus unzähligen Stimmen, quasi als Krisen-Crescendo, hört man, sorgsam abgemischt, das sorgenvolle K-Wort.
Und dann ist Schluss damit. Für die kommenden gut 80 Minuten kümmert sich der Film um die Untermauerung der These seines Titels.
„Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“: Das meint zum Beispiel die Kärntnerin Rita Trattnig, die nach einer kindlichen „Selbstermächtigung“ (mit Hilfe einer kleinen Initiative war sie daran beteiligt, Autos aus einer Spielstraße zu verbannen) Interesse an basisdemokratischen Initiativen fand. Heute organisiert sie in Orten und/oder Regionen von Krems bis zum Oststeirischen Thermenland sogenannte „BürgerInnen-Räte“, in denen lokale Probleme definiert und Lösungen formuliert werden.
Die Architektin Anna Heringer verbrachte (und lernte) ein Jahr in Bangladesh, bevor sie ihr Studium in Linz begann. Die Einflüsse aus den unterschiedlichen Welten ließ sie einen hierzulande ungewöhnlichen Baustil entwerfen: Sie verwendet Lehm und andere lokale Produkte zur Errichtung visuell eindrucksvoller Gebäude: „Das hält jetzt Jahrhunderte so.“ Die Rückbesinnung auf alte Techniken sei notwendig, sonst seien unsere Ressourcen bald zu Ende: „China hat in den letzten drei Jahren so viel Beton verbruacht wie die USA im ganzen 20. Jahrhundert“.
Der Film besucht den Ökonom Walter Ötsch („als Kulturhistoriker weiß ich, dass es überhaupt kein Gesetz in der Geschichte gibt. Die Zukunft ist offen – wir müssen sie machen.“ Die Doku porträtiert den Schriftsteller Andreas Renoldner, der viel schreibt („bislang 13 Romane“) und viel Rad fährt („bis zum Nordkap“) und der nebstbei seine Berufung als Heimhelfer bei den Wiener Sozialdiensten gefunden hat: „Ich mache einfach was, das nach der ökonomischen Logik unlogisch ist, und das macht mir ein gewisses Vergnügen.“
Besonders interessant sind die Initiativen von Judith Schachinger und Andrea Roschek. Erstere sorgt als Mitgründerin des Projekts
speiselokal.org im Wienerwald dafür, dass regionale Lebensmittel in der Region an den Kunden kommen, ohne dass man für jeden Einkauf zum Supermarkt am Ortsrand fahren muss..
Letztere ärgerte sich über die vielen Lebensmittel, die von den Supermärkten weggeworfen werden. Ihr Ärger mündete in die Gründung der Pannonischen Tafel: „Wir haben angefangen, Lebensmittel umzuverteilen.“
Natürlich sind all dies kleine Initiaven, die der globalen Macht des Big Business wenig entgegenzusetzen haben. Doch „Die Zukunft ist besser als ihr Ruf“ ist ein ungemein positiver Film, der zeigt, dass es besser ist, etwas zu tun, anstatt in den allgemeinen Chorgesang von der Krise einzustimmen.
Noch ein Satz der Tafel-Gründerin Roschek: „Mein Gedanke zur Weltrettung ist, dass ich mich auf das konzentriere, was rund um uns ist, und ich denke mir, wenn das ganz viele Leute machen auf der Welt, dann ist das so ein Stück zur Weltrettung, vielleicht.“