GESAMTEINDRUCK: „Die Farbe des Horizonts“ ist ein gelungener Mix aus brutalem Überlebensdrama auf hoher See und zuckersüßer Aussteiger-Romanze.
DIE STORY: Der Film erzählt die wahre Geschichte der Weltenbummlerin Tami Oldham Ashcroft (gespielt von Shailene Woodley): Mit Anfang 20 verliebt sie sich auf Tahiti in den Segler Richard (Sam Claflin). Gemeinsam wollen sie die Yacht eines befreundeten Paares nach San Diego überführen. Doch auf halber Strecke wird die Abenteuerfahrt zum Survival-Drama: Ein Hurrikan der Stufe 4 erfasst das Schiff. Tami wird nach einem Schlag auf den Kopf ohnmächtig. Und Richard ist plötzlich spurlos verschwunden.
DIE STARS: Die Kalifornierin Shailene Woodley war schon als Kind Schauspielerin und Model. Den Durchbruch (und ihre erste „Golden Globe“-Nominierung) schaffte sie 2011 als rebellische Tochter von George Clooney in „The Descendants“. Danach glänzte sie als Science Fiction-Heldin („Divergent“) und junge Krebspatientin („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“).
Ihr Film-Freund Sam Claflin, der daheim in England eigentlich Profi-Fußballer werden wollte, gab sein Leinwand-Debüt im Kickerdrama „United“ (2011). Es folgten „Fluch der Karibik 4“, der Teenie-Hit „Die Tribute von Panem“ und die Hauptrolle in der Jojo-Moyes-Romanze „Ein ganzes halbes Jahr“.
DIE KRITK: Draußen peitschen die Wellen gegen und über die Schiffswände, unter Deck watet Tami (Sahilene Woodley) blutüberströmt durch das, was von der einst luxuriösen Kabine noch übrig ist.
Der isländische Regisseur Baltasar Kormákur („Everest“) fackelt nicht lange herum, sondern wirft uns in „Die Farbe des Horizonts“ direkt hinein in den größten Alptraum eines jeden Seglers: Allein auf dem Meer, gefangen in einem Hurrikan. Die Küste tausende Kilometer entfernt, die Chance auf Rettung quasi null.
Während sich Tami, noch halb bewusstlos, an Deck kämpft und verzweifelt nach ihrem Freund Richard (Sam Claflin) ruft, erfahren wir mehr über das bis zu diesem Moment beneidenswerte Leben des Globetrotter-Pärchens: Am Strand von Tahiti funkte es auf den ersten Blick. Zum ersten Date lud er sie auf sein selbstgebautes Schiff ein. Es folgten viele verliebte Stunden unter Palmen – und große Pläne, gemeinsam die Welt zu entdecken. Eine lukrative Schiffsüberfahrt über den Pazifik nach San Diego sollte das nötige Kleingeld bringen.
Schnitt zurück auf die vom Hurrikan lädierte Luxusyacht. Tami hat Richard endlich gefunden. Er treibt schwer verletzt im Meer. Mit letzter Kraft hievt sie ihn zurück aufs Boot.
Im weiteren Verlauf des Films springt Kormákur geschickt zwischen den dramatischen Szenen an Bord und der romantischen Vorgeschichte hin und her.
Während Richard seiner Tami im Südsee-Setting Dinge zuflüstert wie „Ich bin um die halbe Welt gesegelt, nur um dich zu finden.“, kämpft sie Minuten später auf dem Boot ums Überleben. Das verlangte auch ihrer Darstellerin einiges ab. Bis zu 14 Stunden täglich drehte sie mit Claflin im eiskalten Wasser. Und setzte sich einer Radikaldiät aus. Nach eigenen Angaben nahm Woodley pro Tag nur 350 Kalorien zu sich („Ich fühlte mich schrecklich.“)
Kormákur unterstreicht Tamis Verzweiflung und Einsamkeit während der mehr als 40 Tage in Seenot mit dramatischen, beeindruckenden Hochsee-Bildern, die über weite Strecken die eigentlichen Stars des Films sind. Selbst wer noch nie auf einem Segelboot war, kann Tamis Alptraum nachfühlen.
Spannend bleibt es bis zuletzt. Denn bevor im Abspann die echte Tami Oldham Ashcroft auftaucht, packt der Regisseur noch einen dramaturgischen Kunstgriff aus, der all jene, die deren autobiographische Buchvorlage nicht kennen (und in den ersten Filmminuten nicht ganz genau aufgepasst haben), ziemlich überraschen dürfte.
IDEAL FÜR: Abenteurer, Segler und Fans von maritimen Survival-Dramen à la „All is Lost“.