Die Addams Family

Scharfer Witz und sanfter Grusel


FilmClicks:
Die Addams Family zieht in ihrem neuen Film in einer spießigen Vorstadt ein © Universal
GESAMTEINDRUCK: „Die Addams Family“ ist die sehr unterhaltsame, vergnügliche und erstaunlich ungruselige Animations-Kinopremiere einer sehr berühmten gruseligen Familie.
 
DIE STORY: Der schrille, schräge und stets dunkel gekleidete Addams-Clan lebt abgeschieden von der Welt in einem verwunschenen Haus in New Jersey. Doch dort stört die Familie die Kreise der exaltierten Immobilien-Entwicklerin Margaux Greedler und ihrer spießigen Kunden, welche die Außenseiter am liebsten loswerden wollen. Doch die Eheleute Morticia und Gomez Addams denken gar nicht daran, ihr windschiefes Domizil freiwillig zu verlassen. Gemeinsam mit ihren Kindern Wednesday und Pugsley klinken sie sich ins Vorstadtleben ein, was bald zu ungeahnten Verwicklungen führt.

Mutter-Tochter-Konflikt mit Luftballon: Morticia und Wednesday Addams © Universal

DIE STARS: Die Mitglieder der sinistren Addams Family sind zwar nicht alle jung, haben aber trotzdem irgendwie die ewige Jugend gepachtet. Sie erblickten erstmals im Jahr 1938 das Licht der Medienwelt, als Cartoon-Kreaturen des Zeichners Charles Addams (!) für das Magazin „New Yorker“, und haben sich seither äußerlich nicht wirklich verändert. Egal, ob sie als Zeichentrick-Figuren, Spielfilm-Charaktere aus Fleisch und Blut oder als Musical-Helden auftraten.
Die Trickfilm-Regisseure Greg Tiernan und Conrad Vernon, die 2016 in der Komödie „Sausage Party“ das traurige Küchen-Schicksal von Würsten und Gemüse schilderten, haben die Familie Addams nun in die moderne Welt der Computeranimation geholt.
 
DIE KRITIK: „Niemand quält meine Familie außer mir“, verkündet die sinistre kleine Wednesday Addams irgendwann in „Die Addams Family“. Dieser Spruch könnte als Motto über dem ganzen Film stehen. Denn Frechheiten, versteckte Fouls und offene Attacken gibt’s zur Genüge, wenn auf der Leinwand der düstere Addams-Clan mit den knallbunt gewandeten Kleinbürgern aus der Vorstadt aufeinander prallt. Und während die Addams-Leute viel Energie darauf verwenden, sich gegenseitig zu karniefeln (da landet schon einmal ein Pfeil aus Wednesdays Armbrust im Ohr von Onkel Fester), halten sie eisern zusammen, wenn es um die Abwehr äußerer Gefahren geht.
Das alles geschieht selbstredend nur zum Gaudium des Publikums. Der Spaßfaktor ist ein hoher: Die makabren Figuren der Familie Addams tränken ihre Worte und Taten gern in dunkelschwarzem Humor. Und die Spießer, die außerhalb der Addams-Welt ihrem kleinkarierten Leben nachgehen, werden so grell geschildert, dass man herzhaft über sie lachen kann.
Der Film verabreicht aber nicht nur scharfen Witz und sanften Grusel, er hat liefert auch politische Anspielungen. Die aufgedonnerte Immobilien-Lady Margaux Greedler (das englische Wort Greed bedeutet bekanntlich Gier) ist eine rechtschaffen unsympathische Person, die mit ihrer gelblich blonden Sturmfrisur wirkt wie eine Schwester von Donald Trump. Und die Vorbehalte der Kleinbürger gegen die Außenseiter aus dem Addams-Clan erinnern an die Einstellung vieler Alteingesessener, wenn es um die Zuwanderung von Migranten geht.
Die Regisseure Greg Tiernan und Conrad Vernon richten ihre liberale Botschaft aber nie mit dem erhobenen Zeigefinger ans Publikum, sondern mit wohldosierten Pointen. So ist der auch tricktechnisch recht ansehnliche Film ein heiter-makabres Lustspiel mit einem Hauch von tieferer Bedeutung geworden. „Die Addams Family“ ist kein mitreißender, aber ein erfreulicher Film, der Kids und ältere Semester gleichermaßen unterhält. Eine Fortsetzung ist übrigens bereits in Planung.
 
IDEAL FÜR: die riesige Fangemeinde der Addams Family.






Trailer
LÄNGE: 88 min
PRODUKTION: Kanada / USA / Großbritannien 2019
KINOSTART Ö: 24.10.2019
REGIE:  Greg Tiernan, Conrad Vernon
GENRE: Animation|Familie/Kinder
ALTERSFREIGABE: ab 6