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Der letzte Mentsch
Der lange Weg zurück
DIE STORY: Das Road Movie „Der letzte Mentsch“ handelt von einem alten Herrn aus Deutschland (Mario Adorf), der sich einen letzten Wunsch erfüllen will. Wenn er einmal stirbt, möchte er auf dem jüdischen Friedhof begraben werden. Unter jenem Namen, mit dem er geboren wurde: Menachem Teitelbaum.
Als Teitelbaum hat er die Konzentrationslager von Theresienstadt und Auschwitz überstanden. Danach wollte er leben und vergessen und wählte den neuen Namen Marcus Schwartz. Doch die späte Rückkehr zur Existenz als Teitelbaum erweist sich als schwierig. Schwartz/Teitelbaum soll nachweisen, dass er wirklich Jude ist – aber Dokumente besitzt er nicht mehr. Und die Häftlingsnummer, die man ihm in Theresienstadt eingravierte, genügt dem Rabbiner nicht als Beweis.
Schwartz bekommt die Empfehlung, in seinem Geburtsort nach Unterlagen zu suchen. Das bedeutet eine Reise von Deutschland in den Osten von Ungarn. Gemeinsam mit der jungen Türkin Gül (Katharina Derr), die ihn chauffiert, macht sich der Alte auf den Weg.
DIE STARS: Mario Adorf ist seit Jahrzehnten einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schauspieler – mit der Figur des Schwartz/Teitelbaum erweitert er die Riege seiner vielen Film-Charaktere um einen weiteren eindrucksvollen Mann. Die Newcomerin Katharina Dürr ist als aufmüpfige und kratzbürstige Deutsch-Türkin Gül eine starke Antipodin zu dem freundlichen alten Mann – doch die beiden, die einander anfangs noch beharken, werden zu Freunden, wobei Schwartz/Teitelbaum immer mehr zur Vaterfigur für Gül mutiert. Hannelore Elsner hat eine betörende Episodenrolle als erblindete Jüdin Ethel, die in der Begegnung mit Teitelbaum noch einmal das Gefühl von Liebe und Verlangen spürt.
DIE KRITIK: „Der letzte Mentsch“ ist ein behutsam inszeniertes Kammerspiel, dessen Protagonisten ständig auf Achse sind: Teils mit dem Auto, unterwegs in eine vertraute und/oder fremde Welt, teils innerlich, weil sie alles Erlebte dazu verwenden, ihre Weltsicht zu verändern.
Mario Adorf ist ganz großartig als deutscher Bürger Markus Schwartz, der sich mehr und mehr wieder in den Menachem Teitelbaum zurückverwandelt, der er einstmals war. Seine Reise nach Ungarn ist eine Begegnung mit der Tradition und der Moderne, mit alten Freunden und mit der Jugend – die resolute und eigensinnige Gül hat natürlich einen ganz anderen Blick auf die Ereignisse als Menachem/Markus.
Wie es sich für ein Road Movie gehört, liegen kleine Freuden und kleine Katastrophen nah beieinander. Und eine große, melancholisch angehauchte Freude ist in Aussicht, als es zwischen dem alten Herrn und der verträumten Ethel noch einmal funkt. Hannelore Elsner spielt diese blinde Dame mit hellsichtiger Sensibilität.
So wird „Der letzte Mentsch“ zum kleinen, feinen Ausflug in nahe und doch (für die meisten Zuschauer) auch exotische Gefilde. Das Road Movie ist eine berührende Tragikomödie, die von einem wunderbar humanistischen Grundgefühl durchströmt wird.
IDEAL FÜR: alle Fans von Mario Adorf und Hannelore Elsner sowie für neugierige Filmfreunde, die ein Besuch im europäischen Judentum alter Prägung begeistern kann.
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