GESAMTEINDRUCK: „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ ist ein leichter, unterhaltsamer Mix aus französischer Komödie und Detektivgeschichte, der gekonnt die Literaturszene, ihre Fans und Kritiker aufs Korn nimmt.
DIE STORY: Die Verlegerin Daphné Despero (Alice Isaaz) findet in einer „Bibliothek der abgelehnten Bücher“ ein vergessenes Romanmanuskript, publiziert es und landet damit prompt einen Bestseller. Ganz Frankreich feiert den (bereits verstorbenen) Autor Henri Pick, einen einfachen Pizzabäcker aus der Bretagne. Nur TV-Literaturkritiker Jean-Michel Rouche (Fabrice Lucchini) kann nicht glauben, dass das Buch tatsächlich aus der Feder von Henri Pick stammt. Er wittert einen Betrug und beginnt zu recherchieren.
DIE STARS: Hauptdarsteller Fabrice Luchini, ist nicht nur im Film sondern auch im echten Leben ein Bücherwurm. Seine ersten Filmrollen sicherte er sich durch Kontakte in der Pariser Literaturszene. Seit den 1990ern ist Luchini, der seinen Künstlernamen Fabrice einem Kurzzeitjob als Friseur verdankt, in Frankreich ein gefeierter Kino- und Theaterstar.
Camille Cottin, die sich an Luchinis Seite durch die Archive wühlt, kennt man vor allem aus französischen TV-Serien. In Österreich ist sie mit „Call My Agent“ auf Netflix zu sehen. Derzeit dreht sie mit Matt Damon das Thriller-Drama „Stillwater“.
DIE KRITIK: Wer hat nicht schon mal davon geträumt, mit einem Bestseller über Nacht zum Star zu werden? In „Der geheime Roman des Monsieur Pick“, der neuen Komödie von Rémi Bezançon („C'est la vie“), ereilt diese Ehre posthum einen Dorf-Pizzabäcker. Ohne Wissen seiner Witwe und seiner Tochter (Camille Cottin) soll er in seinen letzten Jahren einen bahnbrechenden Roman über die Liebe verfasst haben.
Nach dem ersten Schock freuen sich Mutter und Tochter über den unerwarteten Geldsegen. Doch sie haben ihre Rechnung ohne den schnöseligen Literaturkritiker Jean-Paul Rouche, amüsant-sympathisch porträtiert von Fabrici Luchini, gemacht. Der Profi ist überzeugt: Die Geschichte stinkt zum Himmel. Rouche grillt die beiden Damen im TV-Studio – und wird prompt gefeuert. Als ihn dann auch noch seine Frau verlässt, weil Picks Buch ihr, so sagt sie, die Augen über ihre Ehe geöffnet hat, zieht er auf eigene Faust los, um den Schwindel zu beweisen.
„Der geheime Roman des Monsieur Pick“ ist ein unterhaltsamer Mix aus Schnitzeljagd, Kriminalgeschichte und Provinzsatire, über weite Teile getragen von zwei Hauptdarstellern, die sich gegenseitig ordentlich die Stirn bieten: Während Fabrice Luchini als Rouche vollends in seiner neuen Rolle als Hobbyspürnase aufgeht und immer tiefer in die Vita des vermeintlichen Literaturgenies eintaucht, ist Camille Cottin als dessen Tochter alles andere als begeistert, dass der Kritiker ihr Dorf auf den Kopf stellt und immer neue Leute des Betrugs verdächtigt.
Die Grenze zwischen Fiktion und Realität wird schnell eine ständige Gratwanderung, die auch dem Zuschauer immer wieder Rätsel aufgibt. Zwar klingt die Geschichte vom schreibenden Pizzabäcker wie ein Hollywoodmärchen. Aber wie wahrscheinlich ist es tatsächlich, dass dem Mann, der neben ein paar Briefen an seine Tochter (in einfachsten Schulsätzen) keinerlei Literaturerfahrung zu haben scheint, ein komplexes Meisterwerk gelungen ist? Bis zum Schluss führt Regisseur Bezançon das Publikum immer wieder auf die falsche Fährte. Und er würzt die Handlung mit Seitenhieben auf die teils doch recht versnobte französische Literaturszene.
Letzteres kommt nicht von ungefähr: Die Vorlage zum Film lieferte David Foenkinos, ein französischer Bestseller-Autor, der in seiner Laufbahn mit mehr als nur einem Kritiker angeeckt ist. Dennoch ist „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ keine bittere Abrechnung geworden, sondern eine leichte Komödie, die nicht nur, aber vor allem Literatur-Fans Spaß machen wird.
IDEAL FÜR: Bücherwürmer und alle, die gerne französische Filme sehen.