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Dancing In Jaffa
Tanzen mit dem Feind
DIE STORY: „Dancing In Jaffa“ handelt von einem einfach klingenden, aber schwer zu realisierenden Versuch des berühmten Turniertänzers Pierre Dulaine. Er will arabische und jüdische Kinder aus der israelischen Stadt Jaffa dazu bringen, zu tanzen. Und zwar miteinander. Der Film zeigt, welch hohe Hürden dabei zu überwinden sind: Die Frontlinien des Nahost-Konflikts haben sich auch in die Gedanken der Kids längst eingegraben. Doch zum Schluss siegen die Musik und das Spiel über die Ressentiments. Die gemischt jüdisch-arabischen Paare fiebern in einem Tanzwettbewerb dem Sieg entgegen.
DIE STARS: Pierre Dulain wurde 1944 in einer palästinensischen Familie in Jaffa geboren. Nach der Staatsgründung Israels 1948 verließen seine Eltern mit ihm das Land. Als 14-Jähriger begann er zu tanzen. Mit seiner amerikanischen Partnerin Yvonne Marceau, die ebenfalls in „Dancing in Jaffa“ auftritt, gewann er vier Mal die „Professional Ballroom Championships“. Von 1989 an tanzte das Paar 30 Monate lang in Dulains Wahlheimat New York im Broadway-Musical „Grand Hotel“. Seit 1994 führt Dulain international seine „Dancing Classrooms“ für Jugendliche durch.
DIE KRITIK: „Wenn zwei Menschen miteinander tanzen, dann passiert etwas“, lautet das Credo von Pierre Dulain. Und zwar etwas Positives. Vor dem Projekt, das ihn nach 50 Jahren Absenz in seine Geburtsstadt Jaffa (heute ein Ortsteil der Metropole Tel Aviv) zurückbrachte, hatte er aber ein bisschen Bammel. „Ich bitte die Kinder darum, mit dem Feind zu tanzen“, sagt Dulain zu Beginn von „Dancing In Jaffa“ über sein jüdisch-arabisches Projekt.
Der Film der New Yorker Regisseurin Hilla Medalia, die aus Israel stammt, wird rasch zur faszinierenden und in jeder Hinsicht spannungsgeladenen Lehrstunde, die mehr über den Nahost-Konflikt verrät als so manche blitzgescheite intellektuelle Abhandlung. Das Tanzparkett wird zur kleinen Welt, in der die große ihre Probe hält.
Man sieht staunend, welche Hemmschwellen die Kinder jüdischer und arabischer Herkunft überwinden müssen, um einander überhaupt nur die Hand zu geben. Man erfährt viel über die tief eingebrannten gegenseitigen Feindbilder. Und man wird mit einem internen arabischen Problem vertraut gemacht: Konservative muslimische Mütter verbieten ihren Kids das Tanzen, auch innerhalb des eigenen Glaubens, weil Buben und Mädchen einander nicht berühren dürfen.
„So viel Widerstand“, seufzt der Tanzpädagoge Pierre Dulain, der sein kleines Friedensprojekt zwischendurch immer wieder scheitern sieht. Doch dann gelingt es ihm mit Hilfe seiner langjährigen Tanzpartnerin Yvonne Marceau, die eigens aus New York einfliegt, das Eis zu brechen. Die Kinder reichen einander die Hand. Sie beginnen miteinander zu tanzen. Sie schließen kleine, zarte Freundschaften über die gesellschaftlichen Trennlinien hinweg.
Und wenn im Finale ein großer Tanzwettbewerb stattfindet, dann spielt es endgültig keine Rolle mehr, aus welchem Teil der Stadt die Kinder kommen. Pierre Dulain stellt drei buntgemischte Teams zusammen, deren jüdische und arabische Mitglieder gemeinsam der eigenen Mannschaft die Daumen halten.
So erzählt „Dancing In Jaffa“ eine sehr imponierende kleine Geschichte darüber, wie man festgefahrene Feindschaften und Vorurteile ins Wanken bringen kann: Schlicht dadurch, dass man die Menschen beider Lager dazu bringt, miteinander zu reden. Oder, noch besser: Miteinander zu tanzen.
IDEAL FÜR: alle, die sich Gedanken über den Nahost-Konflikt machen - und die Tanz und Musik lieben.
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