GESAMTEINDRUCK: „Astrid“ ist ein beschwingtes und mitreißendes Drama über die jungen Jahre einer Schwedin vom Lande, die später als Autorin weltberühmt werden sollte: Es geht um Astrid Lindgren, die Schöpferin von „Pippi Langstrumpf“.
DIE STORY: Ein Lebensweg von der Bauerntochter zur Jung-Journalistin; von früher Mutterschaft zur selbstbewussten Kämpferin für das Recht, als Frau in den 1920er Jahren ein selbstbestimmtes Leben zu führen: „Astrid“ spielt zu einer Zeit, als Astrid Lindgren nicht ahnen konnte, dass sie einmal zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts gehören würde. Die Zeit des Ruhms wird im Film weitgehend ausgeklammert. Doch das Wissen der Zuschauer um die spätere Karriere dieser unerschrockenen jungen Frau verleiht dem Film eine besondere Note.
DIE STARS: Die 25-jährige Astrid-Darstellerin Alba August ist eine Tochter des schwedischen Filmemacher-Paars Pernilla & Bille August. Sie beweist, ganz unabhängig von der familiären Prägung, sehr großes Talent, das den ganzen Film prägt.
Trine Dyrholm (sie spielt die Pflegemutter von Astrid Lindgrens kleinem Sohn) machte letztes Jahr in der Titelrolle der Rock-Biografie „Nico, 1988“ Furore. Magnus Krepper (Samuel) kennt man aus der schwedischen Verfilmung von Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie.
Die dänische Regisseurin Pernille Fischer Christensen ist mit ihren Filmen seit 2006 Stammgast bei der Berlinale, wo sie 2018 auch „Astrid“ vorstellte.
DIE KRITIK: Denkt man an Astrid Lindgren (1907 – 2002), so fallen einem sofort ewige Bestseller wie „Pippi Langstrumpf“ oder „Karlsson vom Dach“ ein. Erstaunlich wenig weiß man aber über die Biografie der Kinderbuch-Titanin. Das wird durch „Astrid“, den Film, nun auf charmante Art geändert.
Regisseurin Pernille Fischer Christensen konzentriert sich auf die dramatischen jungen Jahre der späteren Dichterin. Zunächst begegnet man Astrid (Alba August) als Teenager-Mädchen, das es nicht leicht hat, in ihrer frömmlerisch strengen Bauernfamilie den eigenen Freiheitsdrang auszuleben.
Dass ihre Tochter Talent hat, bleibt den Eltern allerdings nicht verborgen, und sie werfen ihr beruflich keine Knüppel in den Weg. Als der Provinz-Verleger Reinhold Blomberg (Henrik Rafaelsen) der 18-Jährigen ein Volontariat bei seiner Zeitung, der
Vimmerby Tidning, anbietet, beginnt Astrid eine Ausbildung zur Journalistin.
Dabei erweist sie sich nicht nur als hochbegabte Stilistin, sondern auch als lebenslustige junge Frau, die ihren verheirateten Chef verführt. Doch bald ist sie schwanger, und das wird zur Katastrophe. Auf Druck ihrer bigotten Eltern bringt die junge Schwedin ihren Sohn Lasse in Kopenhagen zur Welt und überlässt ihn dort in den ersten Lebensjahren einer Pflegemutter (Trine Dyrholm).
Diese Szenen aus den 1920er Jahren haben rein gar nichts mit Astrid Lindgrens späterem Ruhm als Schriftstellerin zu tun (ihr erstes Buch erschien erst 1944). „Astrid“ ist ein Sozial- und Emanzipationsdrama, das bei aller inhaltlichen Schwere deshalb so luftig-beschwingt beim Zuschauer ankommt, weil die Hauptdarstellerin Alba August eine immens positive und quicklebendige Aura versprüht.
Die wiederum dürfte, so erzählt es der Film, auch typisch für Astrid Lindgren gewesen sein. Astrid wird als junge Frau mit riesengroßem Herzen porträtiert, die auch in finsteren Momenten nie den Mut verliert (ihren kleinen Sohn Lasse hat sie dann später, damals arm wie eine Kirchenmaus, nach Schweden zurückgeholt).
Diese Astrid ist eine frühe Frauenrechtlerin, die sich in einer rundum von den Männern und von der Kirche beherrschten Welt kämpferisch ihren eigenen Platz sichert. Und die gleichzeitig beim Geschichtenerzählen für den kleinen Lasse schon jene Phantasie erkennen lässt, die ihr später als Schriftstellerin zugutekommen wird.
IDEAL FÜR: Alle Astrid-Lindgren-Fans – (nicht nur) für sie ist dieses packende und verzaubernde Coming-Of-Age-Drama ein Pflichttermin.