DIE STORY: „American Sniper“ ist die Filmbiografie des Scharfschützen und US-Navy-SEAL Chris Kyle (Bradley Cooper). Vier Mal wird der Elite-Soldat in den Irak-Krieg geschickt. Seine besondere Fähigkeit besteht darin, dass er seine Ziele auch in größter Entfernung entdecken und ausschalten kann.
Mehr als 160 Tötungen irakischer Gegner gehen auf sein Konto. Kyle ist durchaus stolz auf seine Einsätze, wird aber gleichzeitig traumatisiert und kann auch daheim den Krieg nicht mehr vergessen. Er quittiert den Dienst. Aber auch in den USA wartet kein Happy End auf ihn.
DIE STARS: Bradley Cooper betont in Interviews sehr gern, dass er schon immer mit zwei Legenden arbeiten wollte: Robert De Niro und Clint Eastwood. Mit De Niro hatte es schon vor einer Weile in „Silver Linings“ geklappt. Nun also die Zusammenarbeit mit Eastwood. Bradley Cooper ist (neben seiner Filmgattin Sienna Miller) der große Pluspunkt des Dramas. Denn er hat sich in monatelangem Training in einen Elitekämpfer verwandelt. Hat sich etliche Kilo an Muskeln antrainiert und gelernt zu laufen wie Kyle. Auf den ersten und den zweiten Blick ist der „Sexiest Man Alive“ beim besten Willen nicht zu erkennen – eindrucksvolle Performance.
DIE KRITIK: Clint Eastwood hat aus seiner Gesinnung noch nie ein Hehl gemacht. Rechts der Mitte – stramm patriotisch. Das hat er sowohl bei Reden als auch in seiner Tätigkeit als Bürgermeister der Kleinstadt Carmel deutlich werden lassen.
Aus seinen Filmen hatte er diese Haltung bisher weitgehend herausgehalten. Gerade jüngere Regie-Arbeiten wie „Gran Torino“ wirkten befreit und altersweise, liberal und weltoffen - sie waren einfach wunderbar anzuschauen.
Doch nun geht’s in „American Sniper“ um das Leben des Scharfschützen Chris Kyle (Bradley Cooper), der als Soldat im Irak mehr als 160 Menschen tötete oder die gleiche Anzahl an amerikanischen Soldaten rettete – je nach Lesart.
Eastwood hätte die Story dieses Mannes, der zeitlebens von Dämonen geplagt und 2013 in den USA von einem Irak-Veteranen erschossen wurde, als tragisches Drama verfilmen können. Er hat schon grandiose Tragödien um schwere Schicksale (man denke nur an „Million Dollar Baby“) inszeniert. Aber leider geht Clint Eastwood dieses Mal einen anderen Weg. Er gibt den USA etwas, das sie momentan anscheinend am dringendsten brauchen – einen patriotischen Heldengesang.
Zu Beginn wird der Scharfschütze Kyle kurz als saufender Antiheld eingeführt, der am liebsten als Cowboy durch die Lande ziehen würde. Dann sieht er im Fernsehen einen Bericht über Gewalt im Irak. Schnitt. Er geht zur Armee. Schnitt. Er lässt sich zum Elitesoldaten ausbilden. Schnitt. Er lernt die Liebe seines Lebens kennen. Schnitt. Er geht in den Irak und macht das, was er am besten kann: Auf Hänserdächern liegen und Soldaten den Rücken freihalten.
Eastwood hetzt seinen Helden von Station zu Station. Hakt unterwegs pflichtbewusst Stationen wie Familie, Zweifel und posttraumatische Störung ab. Und zack, geht’s wieder zurück in den Irak, wo man Kyle mittlerweile eine Legende nennt und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt ist.
Wenn wenigstens die Kriegsszenen intensiv in Szene gesetzt wären. Hätte Clint Eastwood doch mal bei Regie-Kollegin Kathryn Bigelow nachgeschaut. Sowohl in „The Hurt Locker“ als auch im überragenden „Zero Dark Thirty“ hat sie gezeigt, wie feinfühlig man solche Szenen auf die Leinwand bringen kann.
Eastwood inszeniert stattdessen mit plumper Wucht und sagt dem Zuschauer in jeder Einstellung auch noch, was er denken soll. Sind US-Kämpfer zu sehen, erklingt die Musik heldenhaft oder heiter. Bei den Irakis hingegen dräut schwere Moll-Kost, denn die Bartträger können nur Feinde sein.
Es gab mal eine Zeit, da nannte man solche Filme Agit-Prop. Schade, dass sich der Altmeister Eastwood für so etwas hergibt.
IDEAL FÜR: Menschen, die gern stumpfe Kriegsgewalt und patriotische Heldenepen sehen.