GESAMTEINDRUCK: „100 Dinge“ ist ein angenehm aus dem Rahmen der üblichen deutschen Komödien fallender Film, der neben guten Dialogen und etwas Romanze auch Tiefgang anbietet.
DIE STORY: Die besten Freunde Paul (Florian David Fitz) und Toni (Matthias Schweighöfer) haben gerade eine App, die glücklich machen soll, an einen schwerreichen Amerikaner verkauft. Im Party-Trubel der folgenden Nacht streiten sie darüber, wie wichtig ihnen Konsum ist und worauf sie verzichten könnten. Deshalb räumen sie das Inventar ihrer Wohnungen ins Lagerhaus und wetten, es 100 Tage auszuhalten, ohne sich etwas zu leisten. An jedem Tag dürfen sie sich eine Sache aus ihrem alten Leben ins neue zurückholen. Hält einer der beiden das nicht aus, verliert er nicht nur die Wette, sondern auch seine Anteile an der gemeinsamen Firma.
DIE STARS: Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer sind ein gutes Team. Das weiß man spätestens seit „Der geilste Tag“. Da führte Fitz Regie und Schweighöfer war der Star neben Florian. Genau diese Konstellation gibt es nun wieder. Und die beiden deutschen Filmstars machen ihre Sache hier noch ein Stück besser als beim Vorgängerfilm. Sie zoffen und vertragen sich bis zum Happy End.
Um sie herum tauchen viele tolle SchauspielerInnen auf. Miriam Stein als leicht verpeilte Lucy, für die sich beide Männer interessieren. Außerdem noch Hannelore Elsner und Katharina Thalbach sowie Wolfgang Stumph und Maria Furtwängler.
DIE KRITIK: Kann man eine Komödie wie „100 Dinge“ verreißen? Einen Flachfilm nennen und die Nase rümpfen? Aber sicher kann man das! Und es geschieht dieser Tage wieder in den deutschen Feuilletons. Mit Lust wird der neue Film von Florian David Fitz niedergeschrieben und genau auf das reduziert, wonach es im Trailer aussieht. Vielleicht sieht Fitz auch im Nachhinein, dass es ein Fehler war, den Trailer auf die nackten Tatsachen zu reduzieren. Im Film bleibt davon nicht viel übrig. Denn es geht um etwas völlig anderes.
Zwei Freunde wetten, dass sie es 100 Tage ohne den heute üblichen Konsum-Terror aushalten. Und damit die Wette auch wirklich funktioniert, bekommen Paul und Toni alles weggenommen. Sie stehen in ihren schäbig-schicken Lofts als im wahrsten Sinne nackt da. Ja, die Hardcore-Fans der beiden haben viel zu schauen. Fitz und Schweighöfer rennen ein paar Mal nackt durchs winterlich kalte Berlin. Und ja, die Herren sehen wohltrainiert und gut aus! Dann dürfen sie sich erste Sachen holen und es hat sich mit dem Nackt-Dasein.
Florian David Fitz entwirft eine luftig-leichte Komödie, in der es auch um die Liebe geht. So wird eines der schönsten ersten romantischen Dates gezeigt, bei dem man auf fast alles verzichten muss. Und dennoch kommt die entsprechende Stimmung auf. Aber Fitz baut viele Dinge – vielleicht manchmal zu viele – ein, die ihn momentan beschäftigen. Dient uns das Smartphone oder dienen wir ihm? Findet die digitale Rundum-Überwachung längst statt? Warum definieren wir uns darüber, was wir kaufen? Wieso gelingt es uns kaum noch, glücklich zu sein?
Um all diese Fragen herum lässt Florian David Fitz einen sehr lustigen Film entstehen, der es gewiss verdient hätte, noch böser und zynischer zu sein (besonders bei den Auswirkungen der Wette). Aber aus dem ganzen Brei der „Rom-Coms made In Germany“ ragt „100 Dinge“ wunderbar heraus.
IDEAL FÜR: Menschen, die neben einer guten Komödie auch gern was zum Nachdenken mit aus dem Kino nehmen.