Von der Emigration zum Hollywood-Magnaten. Eric Pleskow, 1924 in Wien geboren, wurde 1939 mit seinen Eltern von den Nazis aus Wien vertrieben. Nach dem Krieg kam er nach Hollywood – und startete eine Weltkarriere: Als Studio-Boss von United Artists und Orion Pictures realisierte er Kino-Megahits wie „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Rocky“ und „Der Stadtneurotiker“; wie „Amadeus“, „Das Schweigen der Lämmer“ und „Terminator“.
Seit 1998 ist Pleskow als Präsident Schirmherr der Viennale. Wie sehr ihn die Eröffnung des Eric-Pleskow-Saals im
Kinokulturhaus freut, dokumentiert er in einer Grußbotschaft, die FilmClicks ungekürzt veröffentlicht.
Die Grußbotschaft. „Dass ausgerechnet hier in Wien ein Kinosaal eröffnet wird, der meinen Namen trägt, das ehrt und freut mich! Es freut mich, weil dieser neue Kinosaal ein Lebenszeichen ist – und dies in doppeltem Sinne: Die Tatsache, dass der Saal zu meinen Lebzeiten eröffnet wird, und nicht „in memoriam“, also danach, ist schon allein für mich persönlich ein großer Grund zur Freude.
Die Aussicht, in diesem Saal noch viele schöne Kinostunden zu erleben, ist für mich ein weiterer Anreiz, möglichst oft und vor allem auch möglichst bald wieder nach Wien zu kommen! Die Eröffnung dieser neuen Spielstätte ist ein ermutigendes Lebenszeichen für eine „endangered species“ – für eine Kinoform, die sich der Pflege der Filmkunst widmen will.
Beim Nachdenken über die Worte und Wünsche, die ich dem Österreichischen Filmarchiv und dem Metro Kino zur Eröffnung des neuen Saals übermitteln wollte, sind mir einige Parallelen und Überschneidungen zwischen der Geschichte des Kinos und der meines eigenen Lebens aufgefallen. Schließlich bin ich ja durch eine Kette von Zufällen selbst zu einem kleinen Mosaikstein der internationalen Filmgeschichte geworden.
Hätte ich Österreich nicht fluchtartig verlassen müssen, dann wäre ich in Wien wahrscheinlich als Arzt tätig gewesen und längst in Pension. Stattdessen habe ich als einstiger Präsident der United Artists und der Orion viele Jahre hindurch Filme produzieren dürfen - und diese Tätigkeit hat mir schließlich zu einem noch viel bedeutenderen Präsidenten-Amt verholfen: zu dem der Viennale.
Der launige Bezug auf diese für mich sehr ehrenvolle Präsidentschaft hat einen ernsten Hintergrund, denn ich möchte damit betonen, dass es in erster Linie die neu gewonnenen Freunde der österreichischen Film- und Kinolandschaft waren - und sind! - die mein einstmals gespanntes Verhältnis zu Wien auf so erfreuliche Weise gelockert haben.
Erlauben Sie mir bitte an dieser Stelle noch einen kurzen Rückgriff auf die österreichische Kinogeschichte: Eine im August 1938 erschienene Statistik berichtete, dass es in dieser Zeit 65 „jüdische“, 19 unter „jüdischem Einfluss“ stehende Kinos in Wien gab. Kinos, die nach dem so genannten Anschluss geschlossen oder arisiert wurden.
76 Jahre später wird in Wien ein Kino-Saal eröffnet, benannt nach einem Mann, der damals vertrieben – und inzwischen sogar zum Ehrenbürger dieser Stadt ernannt wurde: nach Eric Pleskow. Als Träger dieses Namens darf ich Ihnen noch einmal meinen aufrichtigen Dank für diese ehrenvolle Widmung übermitteln. Ich wünsche dem Filmarchiv, dem Metro Kino, der Viennale und dem Publikum viele spannende und berührende Stunden und viel Erfolg für eine möglichst lange Zukunft! Mit besonders herzlichen Grüßen an alle Anwesenden und mit der Hoffnung auf bald!"
Eric Pleskow