Nina Proll über „Findet Dorie“ und ihr nächstes Filmprojekt


Nina Proll und die Prolo-Muschel

30.09.2016
Interview:  Gunther Baumann

Im Synchronstudio: Nina Proll spricht für „Findet Dorie“ die Muschel Pearlina © Disney Pixar

„Seid’s es deppat?“ Nicht nur die Fische reagieren verblüfft, wenn sie in „Findet Dorie“  auf einmal unverfälschten Wiener Dialekt hören. Die Wienerin im Ozean ist eine Muschel namens Pearlina, und deren Stimme gehört Nina Proll. Im FilmClicks-Interview erzählt sie über ihre Erlebnisse im Synchronstudio. Und sie berichtet über ihre 2017 kommende Kino-Komödie „Komplett von der Rolle“, deren Story sie selbst geschrieben hat. Da spielt Nina Proll, die Dank des „Vorstadtweiber“-Erfolgs derzeit ganz oben schwebt, eine Schauspielerin,  die am Tiefpunkt ihrer Karriere angekommen ist.


Das ist die Muschel Pearlina, die in „Findet Dorie“ wie eine Wienerin klingt © Disney Pixar

FilmClicks: Nina Proll, Sie sind in der Animations-Komödie „Findet Dorie“ als Muschel namens Pearlina zu hören. Wie fühlt es sich an, unter Wasser zu sein und dort eine Muschel zu spielen?

Nina Proll: Gut! Disney wollte, dass die Muschel Pearlina einen österreichischen Akzent bekommt, und meine Aufgabe war es nun, die Dinge auszuloten: Wie derb soll dieser Dialekt sein? Wie Wienerisch soll Pearlina klingen? Da habe ich Verschiedenes angeboten und wir haben uns für die Variante entschieden, die nun in der deutschen Fassung von „Findet Dorie“ zu hören ist. Ich bekam einen deutschen Text, der ein bisschen österreichisch angehaucht war, aber eher so, wie sich die Deutschen das vorstellen. Da stand dann zum Beispiel „Habt ihr sie noch alle“ und daraus wurde „Seid’s es deppat“. Das ist direkter. Pearlina klingt wie eine Muschel aus Wien, die aus Favoriten oder Meidling kommen könnte.
 
Wie viel Zeit haben Sie im Synchronstudio verbracht?
Einen Tag. Als ich in München ankam, wusste ich nur, dass ich eine Muschel sprechen soll, aber nicht, was für eine Muschel das ist und was sie für ein Problem hat. Dass Pearlina eine Minute lang ihre Lebensgeschichte erzählt und dann in Tränen ausbricht, habe ich auch erst im Synchronstudio erfahren. Ich habe mir den Film dort im Original angeschaut – auf Englisch wird die Muschel von einem Mann gesprochen, der sich über die Frauen beklagt. Danach bekam ich den deutschen Textvorschlag und habe mich mit der Synchronregisseurin über die Wiener Fassung geeinigt. Pearlina ist bei uns eine Prolo-Muschel geworden. Es war ein sehr lustiger Arbeitstag.

Nina Proll: „Als ich im Synchronstudio ankam, wusste ich nur, dass ich eine Muschel sprechen soll“ © Disney

Sind Sie ein Fan von Animationsfilmen?
Ja. Ich liebe die alten Disney-Filme. Die computeranimierten Filme von heute sind mir manchmal fast ein bissl zu schnell, mit wahnsinnig viel Information pro Sekunde. Mir ist ein etwas langsameres Erzähltempo lieber – ich bin eben mit dem „Dschungelbuch“ und mit „Aristocats“ aufgewachsen. Meine Kids hingegen, die lieben „Cars“ und „Ice Age“ und „Zoomania“.
 
Sind Ihre Kinder jetzt stolz darauf, dass die Mama in einem großen Animationsfilm wie „Findet Dorie“ zu hören ist?
Nein. Als ich zum Synchronisieren losfuhr, sagten meine Söhne nur, „ja, cool, und wann kommst du wieder?“  Und wenn sie dann so einen Film wie „Findet Nemo“ oder jetzt „Findet Dorie“ sehen, dann glauben sie noch, da ist wirklich ein Fisch, der reden kann. Sie sehen nicht die Schauspieler, die ins Mikro hineinsprechen. Dafür fehlt ihnen noch die Vorstellungskraft.
 
Wechseln wir das Thema. In ein paar Monaten werden wir Sie in der Komödie „Komplett von der Rolle“ sehen – einem Film von „Vorstadtweiber“-Regisseurin Sabine Derflinger, bei dem Sie auch als Drehbuchautorin fungieren. Wie kamen Sie auf die Idee, selbst zu schreiben?
Na ja, schon ein bisschen aus einer Not heraus; aus dem Gefühl: Das, was ich gerne spielen würde, das schreibt mir niemand. Jetzt habe ich eine Geschichte geschrieben, die ich gern im Kino sehen möchte. Mal schauen, ob das andere auch so empfinden (lacht).
 
Worum geht es in „Komplett von der Rolle“?
Im Zentrum steht eine Frauenfigur, eine Schauspielerin, am Tag ihres größten Scheiterns. Diese Frau, Anna, die von mir gespielt wird, fällt von einem Tag auf den anderen in ein tiefes Loch: Sie verliert ihren Job, ihre Wohnung und obendrein ihren Mann. Dann zieht sie wieder bei ihrem Papi ein und beginnt, mühsam ins Leben zurückzukrabbeln. Sie kämpft, und sie erlebt eine Liebesgeschichte wider Willen, mit einem Mann, der aus einer komplett anderen Welt kommt. Er ist ein Feuerwehrmann in Scheidung. Seine Frau will ihm das Kind wegnehmen, und er ist überhaupt nicht bereit für eine Frau wie Anna. Aber wie es sich für eine klassische romantische Komödie gehört, kommen die beiden am Schluss zusammen.
 
Wenn Sie als Schauspielerin einen Film über eine Schauspielerin schreiben, klingt das natürlich nach einer autobiografischen Geschichte.
In dieser Frauenfigur steckt sicher viel von mir drinnen, aber ich würde nicht sagen, dass Anna eins zu eins mir entspricht. Anna ist so, wie ich gerne wäre. Die Story ist ein bisschen aus meinem alten Leben gegriffen, als ich noch keine Kinder und keinen Mann hatte. Als ich noch nicht in Tirol lebte, sondern in Wien am Raimundtheater ein Jahr lang „Barbarella“ spielte. Damals wuchs in mir auch die erste Idee der Figur eines Feuerwehrmanns. Im Raimundtheater war bei den Vorstellungen ja immer die Feuerwehr hinter der Bühne. Das fand ich irgendwie aufregend, ich bin aber nie mit den Feuerwehrleuten ins Gespräch gekommen. Da gab es eine große Respekts-Schwelle. Ich fand das aber immer spannend, auch erotisch spannend. Und ich überlegte mir dann: Was wäre, wenn Menschen aus diesen zwei Welten einander begegnen?
 
Gibt es in Ihrem Leben als Schauspielerin denn auch einen Moment des größten Scheiterns?
Sagen wir, es gibt einen oder zwei Filme, über die ich heute denke, das hätte ich mir ersparen können. Und das Musical „Barbarella“ war 2004, wenn man ganz ehrlich ist, auch ein Flop. Die Show ist früher abgesetzt worden als geplant. Als das Projekt spruchreif wurde, „Barbarella“ auf die Bühne zu bringen, hat sich alles zunächst einmal super angehört. Dave Stewart (der mit Annie Lennox das Pop-Duo Eurythmics gründete, Anm.) schrieb die Musik, im Leading Team gab es viele klingende Namen. Alle Komponenten für einen Erfolg waren da – aber man weiß bei so einer Uraufführung nie, was letztendlich herauskommt. Ich zog aus dieser Produktion die Lehre, dass ich nie wieder einem Projekt zusage, wenn ich zuvor nicht das Buch gelesen habe. Bei „Barbarella“ haben wir das Buch erst am ersten Probentag bekommen. Manchmal sind Misserfolge gut, weil man aus ihnen etwas lernen kann.
 
Heute verbindet man mit Ihrem Namen aber eher große Erfolge als Flops – nehmen wir nur die „Vorstadtweiber“.
Bei dieser Serie werde ich oft nach den Gründen des Erfolgs gefragt – doch letzten Endes bleibt das ein Geheimnis. Natürlich kann man sagen, in diesen Figuren finden sich die Leute wieder, und es gibt viel Sex. Aber es gibt viele Versuche, so etwas zu machen, die scheitern. Und dann plötzlich  funktioniert etwas. Als ich die ersten Bücher der „Vorstadtweiber“ las, dachte ich mir natürlich schon, das ist witzig, das könnte etwas werden. Aber komplett sicher war ich mir nicht. Es geht in der Serie um First World Problems. Manchmal schaut man einfach gerne den Reichen und Schönen beim Scheitern zu und braucht auch gar nicht mehr.



Kritik
Findet Dorie
Auf diese Fortsetzung haben zahllose Filmfans seit Jahren gewartet: „Findet Dorie“ ist der Nachfolger des Trickfilm-Megahits „Findet Nemo“. In der neuen Komödie begibt sich das vergessliche Doktorfisch-Mädchen Dorie auf die Suche nach seinen Eltern. Mehr...