GESAMTEINDRUCK: Die Zombie-Komödie „The Dead Don`t Die“ ist ein typischer Jim-Jarmusch-Film. Extrem entschleunigt. Aber trotzdem saulustig und in seinen Aussagen auf den Punkt gebracht.
DIE STORY: Eigentlich ist „The Dead Don`t Die“ ein Lied des US-Countrysängers Sturgill Simpson. Aber in diesem angenehm abgedrehten Film liefert der Song auch das musikalische Leitmotiv. Denn der Mensch hat die Erde hier komplett an den Abgrund gebracht. Die Toten halten es nicht länger in ihren Gräbern aus. Sie kommen ans Tageslicht. Und nicht nur im US-Städtchen Centerville muss man ums Überleben kämpfen: Die Zombies sind los!
DIE STARS: Wahrscheinlich muss man sich das so vorstellen, wie es bei Woody Allen viele Jahre lang war: Der Meister ruft an - und die Stars kommen reihenweise. Jim Jarmusch holte für „The Dead Don’t Die“ Bill Murray, Adam Driver, Chloe Sevigny, Tom Waits, Tilda Swinton, Iggy Pop, Selena Gomez und andere Zelebritäten mehr. Selbst für kleine Auftritte sind sich die Damen und Herren nicht zu schade.
DIE KRITIK: Jim Jarmusch hat gerade seine Genre-Phase. Vor sechs Jahren brachte er den extrem unterhaltsamen Vampir-Film „Only Lovers Left Alive“ heraus. 2016 folgte dann die sehr entspannte Busfahrer-Lyrik-Hymne „Paterson“. Und nun – nachdem das Zombie-Fieber nach so vielen Filmen und der Serie „The Walking Dead“ langsam abgeebbt ist - kommt er mit einer Kreuzung aus Komödie und Zombie-Film. Wobei Jarmusch die Komödie aus sehr ernsten Themen destilliert.
Eigentlich ist „The Dead Don`t Die“ kein typischer Zombie-Film. Es ist ein in der für Jarmusch typischen Langsamkeit vorgelegter Bericht über das bevorstehende Ende der Welt. Aus den TV-Nachrichten erfährt man, dass sich die Erdachse – durch Polar-Fracking und damit durch Schuld der Menschen – ein wenig verschoben hat. Und nun naht die Apokalypse. Die guten Tage sind vorbei. Der Mond hat einen schaurigen lila Schatten. Die Tiere werden aggressiv oder sind gleich ganz verschwunden.
Der Film spielt im kleinen US-Städtchen Centerville, von Jarmusch ganz liebevoll als Provinz-Kaff in Szene gesetzt. Für Recht und Ordnung sorgen dort die Polizisten Ronnie Peterson (Adam Driver), Cliff Robertson (Bill Murray) und Mindy Morrison (Chloë Sevigny). Ein ganz wunderbares Trio. Peterson und Robertson liefern sich ständig herrlich absurde Dialoge in Zeitlupe, während Morrison staunend daneben steht. Die Drei würden so gern weiter ihren gewohnten Pflichten nachgehen. Aber eines Nachts steigen die Toten aus ihren Gräbern und plötzlich muss jeder um sein eigenes Leben kämpfen.
Jim Jarmusch, der in all seinen Filmen stets mehr wollte, als nur zu unterhalten, schickt seinen amerikanischen Mitbürgern mit „The Dead Don`t Die“ einen Hallo-Wach-Ruf der besonderen Art. Tom Waits hat eine Schlüsselrolle. Als Aussteiger hockt er im Wald und beobachtet, wie die Über-Konsum-Welt mit einem Mal den Bach runtergeht.
Steve Buscemi darf einen besonders fiesen rassistischen Farmer spielen, auf dessen Mütze der Slogan „Make America White Again“ prangt. Tilda Swinton tritt als mysteriöse Bestattungs-Unternehmerin auf, die das drohende Chaos zu genießen scheint. Alle schlimmen Dinge werden in einer wunderbar lakonischen Komik erzählt, die den ganzen Film durchzieht.
Wenn die Zombies dann irgendwann den Gräbern entstiegen sind – immer auf der Suche nach jenen Dingen, die sie zu Lebzeiten am meisten gemocht haben („Kaffee, Chardonnay, WLAN“) - gibt Jarmusch den Zuschauern das, was man von einem Film dieses Genres erwarten darf. Die Zombies werden reihenweise um ihre Köpfe gebracht. Denn nur so kann man sie final töten.
Aber Jarmusch macht das nicht so, wie man das bisher meist gesehen hat. Bei ihm fließt kein Blut, sondern es steigt Rauch aus den Überresten der Zombies auf, wenn sie getötet sind. Dazu gibt es immer wieder aberwitzige Dialoge. Und an einigen Stellen wird es völlig absurd. Die Schauspieler unterhalten sich über das Drehbuch von „The Dead Don’t Die“ und den Regisseur - herrlich hirnrissig und völlig gaga. Ein George Romero wäre begeistert, wenn er diesen Arthaus-Zombie-Apokalypse-Spaß noch sehen könnte.
IDEAL FÜR: alle Fans von Jim-Jarmusch-Filmen und für Kinogänger, die mal die etwas andere Zombie-Apokalypse sehen wollen.