Taffe Mädels

Workaholic und Wuchtbrumme


FilmClicks:
Melissa McCarthy und Sandra Bullock als ungleiches Polizistinnen-Duo © 20th Century Fox

DIE STORY: Gab es vor „Taffe Mädels" schon gefühlt eine Million Mal. Zwei Cops, die sich auf den Tod nicht ausstehen können, werden dazu verdonnert, gemeinsam einen Fall zu lösen. Das Besondere hier: Die Cops sind Frauen. Der Rest bleibt, auch das Fluchen und die Vulgarität.
DIE STARS: Dürfen hier ganz schön oft „F****" sagen. Sandra Bullock nach eigener Auskunft 162 Mal. Melissa McCarthy flucht auf andere Art und Weise. Beide hangeln sich von einem Fettnäpfchen zum Nächsten. Fremdschämen ist nicht ausgeschlossen.
KURZKRITK: Regisseur Paul Feig nimmt sich nach „Brautalarm" das nächste Genre vor und verweiblicht die klassische Cop-Komödie. Aus emanzipatorischer Sicht wurde es dafür auch Zeit. Aber Feig hat noch nicht ganz begriffen, dass es zwischen Männern und Frauen eben doch Unterschiede gibt, und dass es für einen lustigen Film nicht reicht, die Frauen ständig Witze unter der Gürtellinie reißen zu lassen.
IDEAL FÜR: Fans von „Brautalarm" und von Filmen mit Melissa McCarthy als dicker Ulknudel. Wer von Amerikas „Everybody's Darling" Sandra Bullock einen politisch korrekten Film wie „Blind Side" erwartet, wird nach fünf Filmminuten Popcorn und Nachos fallen lassen, aufs Klo rennen und sich vor lauter Schimpfwörtern den Mund auswaschen. Mit Seife.

FilmClicks Kritik. Gegensätze ziehen sich an. Das weiß jeder, das kann man erstmal so stehen lassen. In Paul Feigs neuer Komödie „Taffe Mädels“ stoßen sich die Gegensätze anfangs aber vehement ab. Zu verschieden sind die beiden starken Frauenfiguren, gespielt von Sandra Bullock und Melissa McCarthy.

Bullock verkörpert die FBI-Agentin Ashburn, ein ehrgeiziger Workaholic auf dem Weg, die Karriereleiter nach oben zu klettern. Emotionslos, verschlossen, fast schon ein Misanthrop. Andere Menschen interessieren sie nicht. Im Kopf hat sie nur ihre Arbeit. Und ihre Aufklärungsquote.

Sandra Bullock und Melissa McCarthy beim "Umziehen" für den Einsatz als verdeckte Ermittlerin © 20th Century Fox


So verschlossen Bullock als Ashburn ist, so offen und ebenso gefürchtet ist die Figur Mullins (Melissa McCarthy). Wenn sie das Bostoner Police Departement betritt, ducken sich ihre Kollegen mit angstverzerrten Gesichtern unter ihre Schreibtische. Denn Mullins ist eine echte Wuchtbrumme. Laut, vulgär, kennt und hält sich an keine Regeln (dabei muss McCarthy langsam aufpassen, dass sie  mit ihrer Rollenwahl  nicht komplett auf die übergewichtige, taffe Frau, die tief in ihrem Herzen eine treue Seele besitzt, festgelegt wird).
 
Das wären sie also, die Gegensätze. Aber das reicht natürlich noch nicht für einen Film aus der Feder von „Brautalarm"-Macher Feig. Als Gerüst für die vielen Slapstick-Momente dient hier die Geschichte um einen gefährlichen, frauenfeindlichen und Frauen unterschätzenden Drogenbaron, der dingfest gemacht werden muss. Nur Ashburn und Mullins, so will es der Plot, scheinen die nötigen Fertigkeiten dafür zu haben. Auf dem Weg zum Showdown gibt es unkonventionelle Verhöre, spektakuläre Fluchten, explodierende Autobomben, Sauf-Abende im Pub und verdecktes Ermitteln im Rotlicht-Milieu.

Das obligatorische Abstürzen in der Eckkneipe gehört zu jeder Cop-Komödie dazu © 20th Century Fox


Oder, anders gesagt: Anhand einer ziemlich vorhersehbaren und platten Story hangelt sich der Film von einem Fremdschäm-Moment zu Nächsten. Und kann sich das durchaus erlauben. Denn Bullock und McCarthy sind zwei Schauspielerinnen, denen man zutraut, dass sie wissen, wie lächerlich sie in dem Film wirken – und dass sie dazu stehen.

Das ist nämlich der entscheidende Punkt. Man mag mit dem Humor und den Demütigungen in „Taffe Mädels“ vielleicht nichts anfangen können. Egal: Der Film ist einfach eine typische Cop-Buddy-Komödie. Mehr will er auch gar nicht sein. Kein Manifest für die Emanzipation der Frau in Hollywood, keine Kritik am männerdominierten Blockbuster-Kino des Sommers. Und das ist auch gut so.





Trailer
LÄNGE: 117 min
PRODUKTION: USA 2012
KINOSTART Ö: 04.07.2013
REGIE:  Paul Feig
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Sandra Bullock: Ashburn
Melissa McCarthy: Mullins