DIE STORY: „Get Out“ ist ein Horrorfilm, der gleich in der ersten Szene den kommenden Schrecken andeutet, doch dann wie eine Romanze beginnt. Im Zentrum steht ein attraktives Paar. Der dunkelhäutige Fotograf Chris (Daniel Kaluuya) und seine hellhäutige Freundin Rose (Allison Williams) sind ganz offenkundig heftig und frisch ineinander verliebt.
Bald kommt das Wochenende, an dem Rose ihren neuen Lebensabschnittsbegleiter endlich ihren Erzeugern vorstellen will. Die beiden fahren hinaus zu einem noblen Landsitz, den sich Roses Eltern (Bradley Whitford und Catherine Keener) durch ihre noblen Jobs erarbeitet haben: Er ist Neurochirurg, sie ist Psychotherapeuthin mit dem Spezialgebiet Hypnose.
Chris fühlt sich auf der Fahrt ein wenig unrund, weil Rose den Eltern nicht gesagt hat, dass sie einen schwarzen Freund mit nach Hause bringt. Nach der herzlichen Begrüßung legt sich seine Unruhe. Aber nur kurz: Er gewinnt rasch andere Eindrücke, die ihm seltsam vorkommen. Da sind zum Beispiel die merkwürdig distanzierten schwarzen Hausangestellten, mit denen kein freundliches Gespräch möglich ist.
Auch die Dunkelheit hält neue Gruselmomente bereit. Chris zieht schlaflos durch die Nacht und landet schließlich auf dem Therapeutensessel von Roses Mutter Missi, die ihn über seine Mutter ausfragt und ihn gleich mal hypnotisiert.
Der nächste Morgen bringt zwar Sonnenschein und reine Luft, doch Chris’ Unbehagen wird nicht geringer. Ganz im Gegenteil: Die nächste Verwunderung naht bei der Begegnung mit einem alten Bekannten, der sich Chris gegenüber extrem sonderbar verhält.
Dann eskaliert die Lage immer mehr, bis Chris den Zeitpunkt gekommen sieht, die Villa zu verlassen. Doch die anderen dort haben noch etwas vor. Was jetzt abläuft, wollen wir natürlich nicht verraten. Nur so viel: Es wird blutig und es wird schlimm. Der blanke Horror zieht ein.
DIE STARS: Die bekannteste Darstellerin von „Get Out“ ist Catherine Keener, die 2005 für ihre Rolle in „Capote“ eine Oscar-Nominierung erhielt. Der Brite Daniel Kaluuya als Chris spielt seine bisher größte Rolle. Seine Partnerin Allison Williams (Rose) wurde durch die US-TV-Serie „Girls“ bekannt, in der sie seit 2012 zu sehen ist.
Autor/Regisseur Jordan Peele, Sohn einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters, eroberte einen Platz in der „Time“-Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt des Jahres 2017. „Get Out“ ist seine erste Inszenierung.
DIE KRITIK: „Get Out“ ist schon jetzt einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2017. Bei Kosten von gerade mal 4,5 Millionen Dollar hat er bisher weltweit 194 Millionen Dollar eingespielt. Von solchen Gewinnen können große Blockbuster nur träumen.
Die Weltpremiere fand im Winter beim Arthaus-Festival von Sundance statt, woraus bereits hervorgeht, dass sich „Get Out“ vom Durchschnitt des Grusel-Genres abhebt.
Über viele Horrorfilme lässt sich ja sagen, sie wechseln ab zwischen stinklangweiligen und grausigen Sequenzen. „Get Out“ hingegen ist ein eleganter Film, mit attraktiver Bildsprache und guten Schauspielern, der den Nervenkitzel gar nicht brauchen würde, um die Zuschauer zu fesseln.
Regisseur Jordan Peele, der auch das Drehbuch schrieb, lässt den Schrecken geschickt in erst kleiner und dann immer größerer Dosierung in die Story hineinträufeln. Wenn es im großen Finale ans Eingemachte geht, dann fließt das Kunstblut in Strömen. Doch zugleich lenkt der Film die Aufmerksamkeit auf ganz andere Themen.
„Get Out“, diese schwarz-weiße Gruselgeschichte, hält dem Rassismus einen blutverschmierten Spiegel vor, wobei es um eine sehr abgehobene Form des Rassismus geht, in der weiße Menschen große Verachtung und zugleich große Bewunderung für dunkelhäutige Menschen zeigen.
Der Film ist bei aller Gesellschaftskritik aber nie dogmatisch, sondern durchzogen von einem feinen und in jeder Hinsicht schwarzen Humor. Dieser wird vor allem an Chris’ bestem Freund Rodney (LilRel Howery) deutlich, der sich auf die Spur seines Kumpels macht.
Als Rodney ein entscheidender Schachzug gelingt, um dem Geheimnis näherzukommen, darf er lauthals in die Kamera krähen, klar könne er sowas, schließlich arbeite er bei der TSA.
Die TSA? Das ist jene Truppe, die an den US-Flughäfen das Handgepäck kontrolliert.
Wenn also so ein Koffer-Durchleuchter hell genug ist, um einen schweren Horror-Fall aufzulösen - dann kann die ganze Chose doch gar nicht so schlimm gewesen sein. Oder etwa doch?
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die Horror auf hohem Niveau mögen.