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Genug gesagt
Liebe ist nicht nur ein Wort
DIE STORY: „Genug gesagt“ ist eine sehr witzige und wortgewaltige Beziehungskomödie, die ihre bitter-süße Würze daraus bezieht, dass das Gesagte oft nicht im Einklang mit dem Gefühlten steht. Der Plot: Eva (Julia Louis-Dreyfus), Masseurin und Single Mom aus Los Angeles, hat bei einem Gartenfest gerade erklärt, dass die anwesenden Männer nicht ihr Fall seien. Kaum gesagt, trompetet ein Party-Gast diese Aussage lauthals weiter – auch ins Ohr des gemütlichen Albert (James Gandolfini). Peinlich, peinlich! Trotzdem sprießen zwischen Eva und Albert erotische Bande. Bis Eva immer aufmerksamer ihrer Kundin und Freundin Marianne (Catherine Keener) zuhört, die gern über ihren öden Ex-Mann herzieht. Klein, wie die Welt ist, stellt sich heraus, dass Marianne mit Albert verheiratet war. Die Tiraden verfehlen ihre Wirkung auf Eva nicht. Auf einmal sieht auch sie ihren Lover immer kritischer. Der Effekt ist klar: Viel Herzschmerz zwischen Eva und Albert, an dessen Ende vielleicht die Versöhnung steht. Und obendrein möglicherweise die Erkenntnis, dass man besser auf die eigenen Eindrücke vertrauen sollte als auf die Kommentare der anderen.
DIE STARS: Der bitter-süße Touch der Komödie wird noch verstärkt durch ein Element, das beim Dreh niemand erahnen konnte: „Genug gesagt“ ist der vorletzte Film, den James Gandolfini drehte, bevor er am 19. Juni 2013 in Rom an einem Herzinfarkt starb. Der Star der „Sopranos“-Serie lässt hier die Schärfe seiner Mafioso-Rolle weg und porträtiert einen rundherum sympathischen, klugen und einfühlsamen Mann, der viele Kilos und auch eine Menge Sex Appeal auf die Waage bringt. Julia Louis-Dreyfus („Seinfeld“) legt die Eva mit so viel Humor, Charme und wackeligem Selbstwertgefühl an, dass sie dafür (zu Recht) eine Golden-Globe-Nominierung bekam. Catherine Keener als mondäne Marianne und Toni Collette als Evas beste Freundin sind Sidekicks, die aus ihren Rollen eine Menge Substanz schöpfen.
KURZKRITIK: Regisseurin Nicole Holofcener, die auch das Drehbuch schrieb, schuf eine deliziöse Mischung aus einer Dialog-Komödie mit perlenden Pointen und einer Dreiecks-Geschichte der ungewöhnlichen Art: Hier kämpfen nicht zwei Frauen um den gleichen Mann, sondern die eine hat ihren Ex so gründlich satt, dass sie dadurch der anderen die neue Liebe vermiest (und ihm natürlich auch). „Genug gesagt“ ist ein sehr temperamentvolles, kluges und urbanes Kino-Kammerspiel, das jede Menge Freude verbreitet – und jede Menge Melancholie.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die elegante Komödien über das weite Land der Seele mögen – und die es schätzen, wenn liebenswerte Stadtneurotiker nicht nur im Reich von Woody Allen zu Hause sind.
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